In den letzten Jahren haben die Medien in Hamburg immer wieder über die Schwierigkeiten berichtet, rechtzeitig Arzttermine zu bekommen. Besonders dramatisch ist die Situation bei den Kinderärzten: Oft fehlen sie ganz, und Eltern stehen vor dem Problem, keinen Termin für ihr krankes Kind zu finden. Die kontinuierlich wachsende Bevölkerung Hamburgs verschärft die Lage zusätzlich, denn mit ihr steigt auch der Bedarf an kinderärztlicher Versorgung.
Ein Blick auf die aktuelle Versorgungssituation in den betroffenen Stadtteilen verdeutlicht die Schieflage (Stand 01.01.2023):
- Bramfeld: Hier gibt es lediglich eine Praxis mit vier Ärzten, deren Arbeitszeit einem Vollzeitäquivalent von 2,0 entspricht.
- Steilshoop: In diesem Stadtteil gibt es nur eine Praxis mit einem Arzt, der Vollzeit arbeitet (1,0 VZÄ).
- Farmsen-Berne: Zwei Praxen bieten hier die Dienste von fünf Ärzten an, deren Arbeitszeit einem Vollzeitäquivalent von 4,0 entspricht.
Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) hat als Reaktion auf diese Problematik Stadtteile identifiziert, die besondere Förderung benötigen. Billstedt, Bramfeld und Rahlstedt gelten als besonders unterversorgt und bieten bei Neuzulassungen für Kinderärzte eine erhöhte Aussicht auf Erfolg. Die Niederlassung in diesen Gebieten wird zudem mit 35.000 Euro finanziell unterstützt.
Diese Zahlen zeigen klar, dass die derzeitige Versorgungslage bei weitem nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Die Folge sind überfüllte Praxen, lange Wartezeiten und eine unzureichende medizinische Betreuung der Kinder. Besonders alarmierend ist, dass in Steilshoop lediglich ein einziger Kinderarzt praktiziert, was im Notfall zu erheblichen Versorgungslücken führen kann.
Für viele Eltern in diesen Stadtteilen ist die Situation unerträglich. Sie sehen sich nicht nur der Sorge um die Gesundheit ihrer Kinder ausgesetzt, sondern auch dem zusätzlichen Stress, schnellstmöglich einen Termin bei einem Kinderarzt zu ergattern. Diese Zustände sind in einer modernen Großstadt wie Hamburg untragbar.
Der rot-grüne Senat steht in der Pflicht, diese Missstände nicht länger zu ignorieren. Es ist dringend erforderlich, auf Landes- und Bundesebene Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer deutlichen Verbesserung der ärztlichen Versorgung führen. Dazu gehören unter anderem eine Erhöhung der Anzahl der Ausbildungsplätze für Kinderärzte, attraktivere Arbeitsbedingungen und finanzielle Anreize für die Niederlassung in unterversorgten Gebieten.
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass jeder Bürger, unabhängig vom Wohnort, Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung hat. Insbesondere für Kinder muss gewährleistet sein, dass sie bei gesundheitlichen Problemen schnell und kompetent behandelt werden können. Die aktuelle Situation in Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne zeigt jedoch deutlich, dass wir davon noch weit entfernt sind.
Die Verantwortlichen müssen jetzt handeln. Denn die Gesundheit unserer Kinder darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.