Früher musste man sein Kind gefühlt direkt nach der Geburt für einen Kita-Platz anmelden – heute zeichnet sich ein anderes Bild ab. Die Elbkinder, einer der größten Kita-Träger Hamburgs, erwarten in den Stadtteilen Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne eine sinkende Nachfrage nach Kita-Plätzen. Grundlage dieser Einschätzung sind demografische Prognosen des Statistikamts Nord, die einen Rückgang der Kinderzahlen in diesen Quartieren vorhersagen.
Ganz offiziell nennt der Träger diesen Trend – und passt offenbar auch sein Angebot entsprechend an. So werden zwei Kitas geschlossen: je eine in Bramfeld und eine in Steilshoop. Auch wenn die Schließungen nicht ausdrücklich mit den Prognosen begründet wurden, liegt eine Verbindung nahe.
In diesem Zusammenhang könnte man annehmen, dass auch der Hamburger Senat steuernd eingreift, um ein drohendes Überangebot an Kita-Plätzen in den Griff zu bekommen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Hamburg setzt weiterhin auf das nachfrageorientierte Kita-Gutschein-System. Eine zentrale Angebotsplanung oder Steuerung durch den öffentlichen Jugendhilfeträger findet nicht statt.
Der Senat begründet das damit, dass die Kita-Träger selbst die lokale Bedarfslage am besten einschätzen können und flexibel auf Veränderungen reagieren sollen. Diese Planungsfreiheit habe sich laut Senat bewährt und sei ein Erfolgsfaktor für den Kita-Ausbau in Hamburg.
Doch bei vielen Trägern in den betroffenen Stadtteilen wächst die Sorge. Einige haben sich bereits bei mir gemeldet und sehen einen deutlichen Überhang an Kita-Plätzen auf Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne zukommen. Ob das jedoch so eintritt, ist fraglich – denn gleichzeitig entstehen in diesen Stadtteilen zahlreiche neue Wohnungen.
Allein in Steilshoop sollen am Bramfelder See über 500 neue Wohneinheiten gebaut werden. Gegenüber dem Otto-Versand in Bramfeld sind es sogar mehr als 1.000. Diese Neubauprojekte könnten die Nachfrage nach Kita-Plätzen in den kommenden Jahren wieder ansteigen lassen – und die aktuellen Prognosen schnell überholen.
Die Lage bleibt also dynamisch: Zwischen demografischen Trends, politischer Zurückhaltung und wachsender Bautätigkeit ist derzeit offen, ob die Sorge vor Überkapazitäten wirklich berechtigt ist – oder sich am Ende sogar das Gegenteil herausstellt.