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Senat plant ein neues Tierheim: Ein fragwürdiges Prestigeprojekt

Die Entwicklungen rund um den Hamburger Tierschutzverein (HTV) und die Stadt Hamburg zeigen, wie schnell eine langjährige Zusammenarbeit in einen Konflikt umschlagen kann. Jahrzehntelang hat der HTV mit großem Engagement und Unterstützung durch Ehrenamtliche sowie Spenden die Versorgung von Fund- und Verwahrtieren übernommen. Doch die Forderung nach einer gerechten Finanzierung, die die gestiegenen Kosten widerspiegelt, hat den Senat zu einer überraschenden und umstrittenen Entscheidung bewogen: Statt auf Dialog zu setzen, plant die Stadt den Bau eines eigenen Tierheims. Diese Entscheidung wirft nicht nur Fragen zur Zukunft des Tierschutzes in Hamburg auf, sondern auch zur Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit und bewährter Strukturen.

Die Pläne für ein städtisches Tierheim werfen ernste Fragen auf:

  1. Kosten und Dauer: Ein städtisches Tierheim wird in der Errichtung und im laufenden Betrieb ungleich teurer sein als die Unterstützung des HTV. Dazu kommen lange Planungs- und Bauzeiten, die voraussichtlich ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen könnten. Wie sollen in dieser Zeit die Tiere versorgt werden?
  2. Verlust der Ehrenamtlichen: Der HTV stützt sich auf das Engagement hunderter Ehrenamtlicher. Dieses Modell ist in einer rein staatlichen Struktur kaum replizierbar. Ein städtisches Tierheim müsste daher vollständig auf bezahlte Kräfte setzen, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.
  3. Vernachlässigung der Erfahrung: Mit dem HTV würde der Senat eine Institution aufs Abstellgleis schieben, die jahrzehntelange Erfahrung und eine etablierte Infrastruktur für den Tierschutz bietet. Dieser Verlust ist weder finanziell noch strukturell leicht auszugleichen.

Zahlen, die Bände sprechen

Die bisherigen Zahlungen des Senats an den HTV zeigen, dass der Verein eine immense Leistung für Hamburgs Tierschutz erbracht hat. Allein zwischen 2020 und 2024 stiegen die Zuschüsse von rund 2 Millionen Euro auf über 3,5 Millionen Euro. Für 2025 sind sogar rund 5,2 Millionen Euro vorgesehen. Diese Erhöhung verdeutlicht, wie wichtig die Arbeit des HTV ist – und doch plant der Senat, diese Arbeit durch eine ineffiziente staatliche Lösung zu ersetzen.

Mangelhafte Verhandlungen und fehlende Transparenz

Die Verhandlungen zwischen dem Senat und dem HTV verliefen schleppend und von Missverständnissen geprägt. Trotz der Tragweite des Themas nahm kein hochrangiger Vertreter des Senats aktiv an den Gesprächen teil. Auch die Entscheidungsprozesse hinter der Ausschreibung eines neuen Vertrags blieben weitgehend intransparent. Statt eine nachhaltige Lösung im Sinne der Tiere und Bürger zu suchen, scheint der Senat vor allem ein eigenes Prestigeprojekt vorantreiben zu wollen.

Ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz

Die Entscheidung des Senats, ein neues Tierheim zu prüfen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht des HTV, sondern auch ein Affront gegenüber allen Ehrenamtlichen und Spendern, die den Verein über Jahrzehnte hinweg unterstützt haben. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind am Ende die Tiere, deren Wohlergehen durch politische Machtspiele gefährdet wird.

Es bleibt die Frage, ob der Senat die Konsequenzen seines Handelns wirklich bedacht hat – oder ob die Ignoranz gegenüber der langjährigen Arbeit des HTV nur der Anfang eines grundsätzlichen Rückschritts im Tierschutz ist. Hamburgs Bürgerinnen und Bürger sollten sich fragen, ob sie eine solche Politik im Umgang mit ihren Spendengeldern und ihrem ehrenamtlichen Engagement hinnehmen wollen.