Der Personalmangel in den Hamburger Behörden hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Aktuell sind 4.700 Stellen unbesetzt (22/16072), ein deutlicher Anstieg gegenüber den 4.046,55 unbesetzten Stellen im April 2023 (Quelle: 22/11478). Dieser Trend zeigt eine besorgniserregende Entwicklung, die die Funktionsfähigkeit der Verwaltung stark beeinträchtigt. Die Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger sind spürbar: lange Wartezeiten, überlastete Mitarbeiter und veraltete Technologien prägen den Alltag in den Bezirksämtern. Der Hamburger Senat ist dringend gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Leistungsfähigkeit der Verwaltung zu gewährleisten.
Kein Wunder, dass die Bürger zunehmend frustriert sind. Besonders im Bezirk Wandsbek wächst der Ärger über die langen Bearbeitungszeiten, insbesondere bei sensiblen Anliegen wie der Ausstellung von Sterbeurkunden. Diese wichtigen Dokumente, die für die Abwicklung von Nachlässen, Versicherungsansprüchen und Bestattungen unerlässlich sind, lassen die Hinterbliebenen oft wochenlang warten. Im Bezirk Wandsbek dauert die Ausstellung einer Sterbeurkunde derzeit bis zu 20 Tage (Quelle: 21-8616). Die Beschwerden der Bürger häufen sich – sei es über nicht erreichbare Bezirksämter oder die enormen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Anträgen, wie etwa bei der Ausstellung von Geburts- oder Sterbeurkunden. Besonders betroffen sind die Bezirksämter, bei denen sich der Personalnotstand deutlich zeigt. Insgesamt sind hier zehn Prozent aller Stellen unbesetzt. Besonders dramatisch ist die Lage im Bürgerservice des Bezirksamts Wandsbek, wo ganze 23 Prozent der Stellen vakant sind. Offensichtlich hat auch der Senat erkannt, dass die Bezirksämter auf ihrem Personalfehlbestand sitzen bleiben, während Karrieren vor allem in den Fachbehörden gemacht werden. „Gründe für hohe Vakanzen sind grundsätzlich eine höhere Personalfluktuation“, gibt der Senat offen zu. Doch eine bloße Feststellung der Problematik reicht längst nicht mehr aus. Es ist dringend erforderlich, dass die Bezirke gestärkt werden – durch bessere Karrierechancen und verbesserte Arbeitsbedingungen, um den Exodus der Mitarbeiter in die Fachbehörden zu stoppen.
Besonders betroffen: Bezirksämter Harburg, Mitte und Wandsbek
Ein Blick auf die Bezirke zeigt, dass die Problematik weit verbreitet ist:
- Im Bezirksamt Harburg sind 14 Prozent der Stellen im Bereich „Steuerung und Service“ unbesetzt.
- Im Bezirksamt Hamburg-Mitte fehlen in den Bereichen „Wirtschaft, Bauen und Umwelt“ 16 Prozent der Stellen.
- Der traurige Spitzenreiter bleibt jedoch das Bezirksamt Wandsbek, wo die Personalnot besonders den Bürgerservice mit 23 Prozent leerstehenden Stellen betrifft.
Der Personalmangel führt zwangsläufig zu einer Überlastung der verbleibenden Mitarbeiter. Die Zahl der Überlastungsanzeigen – die Mitarbeiter einreichen, wenn sie aufgrund von Arbeitsbelastung nicht mehr in der Lage sind, ihre Aufgaben zu bewältigen – ist ebenfalls alarmierend. Auch hier sind besonders die Bezirksämter betroffen. Spitzenreiter in dieser Statistik ist das Bezirksamt Hamburg-Nord mit 9,46 Überlastungsanzeigen pro 100 Beschäftigte. Dicht dahinter folgt Hamburg-Mitte mit 7,64 Anzeigen.
Strukturelle Ursachen und politische Verantwortung
Die Gründe für die Überlastung sind vielfältig: Neben dem akuten Personalmangel sind es auch strukturelle Probleme wie gestiegene Fallzahlen und ein kontinuierlicher Aufgabenzuwachs, die die Mitarbeiter belasten. Hinzu kommen krankheitsbedingte Ausfälle, die die Situation weiter verschärfen. Der Senat darf hier nicht länger tatenlos zusehen. Die Bezirksämter sind das Rückgrat der öffentlichen Verwaltung und müssen entsprechend gestärkt werden. Es braucht sofortige Maßnahmen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und eine Abwanderung der Mitarbeiter zu verhindern.
Die Herausforderungen sind enorm, und es liegt in der Verantwortung des Senats, jetzt zu handeln. Denn je länger die Situation ignoriert wird, desto tiefer werden die Auswirkungen in die Lebensrealität der Bürgerinnen und Bürger einsickern – mit noch längeren Wartezeiten, ineffizienten Dienstleistungen und einem Kollaps der Verwaltung als denkbares Endergebnis. Die Zeit drängt.
Der Hamburger Senat hat es bislang versäumt, den Personalmangel wirksam zu bekämpfen – im Gegenteil, die Lage hat sich weiter verschärft. Unbesetzte Stellen und überforderte Mitarbeiter sind die Folge einer verfehlten Personalpolitik, die die Bürgerinnen und Bürger mit langen Wartezeiten und ineffizienten Behördengängen belastet. Zusätzlich hat der Senat in der Digitalisierung versagt: Im Jahr 2023 wurden von den eingeplanten 266,7 Millionen Euro für die Verwaltungsdigitalisierung lediglich 209,2 Millionen Euro ausgegeben, was zu 57,5 Millionen Euro ungenutzten Mitteln führte. Dieses Versäumnis zeigt, dass der Senat nicht nur die Digitalisierung nicht effektiv umsetzt, sondern dadurch auch die dringend benötigte Entlastung des Personals verfehlt. Hamburg braucht eine Verwaltung, die nicht nur digital aussieht, sondern tatsächlich effizient und zukunftsfähig funktioniert. Hamburg braucht einen Senat, der die Probleme endlich angeht.
Behörde | Anzahl Stellen zum 19.08.2024 | Besetzte Stellen zum 19.08.2024 | Anteil unbesetzter Stellen am Stellenbestand |
Senatskanzlei | 350 | 291,23 | 17% |
Personalamt1 | 305,02 | 262 | 14% |
Behörde für Justiz und Verbraucherschutz | 5.783,50 | 5.219,30 | 10% |
Behörde für Schule und Berufsbildung2 | 21.068,26 | 19.531,56 | 7% |
Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke3 | 1.059,93 | 928,36 | 12% |
Behörde für Kultur und Medien | 256,07 | 222,46 | 13% |
Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration4 | 1.452,52 | 1.212,43 | 17% |
Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen | 715,44 | 625,45 | 13% |
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft | 839,95 | 715,95 | 15% |
Behörde für Wirtschaft und Innovation | 343,97 | 309,62 | 10% |
Behörde für Verkehr und Mobilitätswende | 323,35 | 271,7 | 16% |
Behörde für Inneres und Sport5 | 14.808,28 | 14.154,30 | 4% |
Finanzbehörde | 4.244,15 | 3840,89 | 10% |
Gesamt Bezirksamt Altona | 1.122,62 | 1.061,73 | 5% |
Gesamt Bezirksamt Bergedorf | 617,84 | 560,66 | 9% |
Gesamt Bezirksamt Eimsbüttel | 972,74 | 895,38 | 8% |
Gesamt Bezirksamt Harburg | 771,96 | 710,46 | 8% |
Gesamt Bezirksamt Hamburg-Mitte | 1.438,32 | 1.265,80 | 12% |
Gesamt Bezirksamt Hamburg-Nord | 1.064,08 | 968,36 | 9% |
Gesamt Bezirksamt Wandsbek | 1.650,09 | 1.440,39 | 13% |
59188,09 | 54488,03 | ||
Personalfehlbestand in Prozent | 92,0591119 | ||
Gesamt | 4700,06 |