Am Mittwoch, dem 19. Juli wurde am Bramfelder See eines von vier Infoschildern über die Graugans offiziell eingeweiht. Zu diesem Anlass standen Nils Sannmann (Management des öffentlichen Raumes, Abteilung Stadtgrün – Grünaufsicht) und Simon Hinrichs (Projektleiter „Gans Hamburg“) für Fragen und Interviews mit dem Hamburg Journal zur Verfügung.
Während die Graugans im 16. Jahrhundert noch häufiger Brutvogel in Norddeutschland war, galt diese Art im 19. Jahrhundert in weiten Teilen Mitteleuropas als Brutvogel ausgestorben. Menschen zerstörten fast vollständig ihre natürlichen Lebensräume (v. a. Moore, Feuchtgebiete und Flussauen) und rotteten diese Art in Verbindung mit direkten Verfolgungen (u. a. Jagd) fast aus. Hungersnöte durch Kriege verstärkten dies.
Erst ab den 1980er Jahren erholten sich die europäischen Bestände langsam und wurden durch Wiederansiedlungsmaßnahmen unterstützt. Da ihre ursprünglichen Lebensräume kaum noch existieren, leben sie heutzutage alternativ häufig in Grünanlagen und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Viele Menschen wissen erstaunlich wenig über diese Vogelart, obwohl ihnen ihr Anblick doch vertraut ist. Es gibt noch zu viel Halb- und Nichtwissen in der Bevölkerung. Durch das Aussterben ist diese Art in Vergessenheit geraten. Dadurch entsteht oft der Eindruck, dass Graugänse neu sind, aber es sind Rückkehrer.
In Hamburg brüten jedes Jahr um die 200 Brutpaare in Park- und Grünanlagen. Sie kommen im Februar/März in die Stadt, um hier ihre Jungtiere aufzuziehen. Diese sind dabei auf große Gewässer angewiesen, um Fressfeinden aus dem Weg gehen zu können.
Auch die ausgewachsenen Gänse brauchen während der Mauser (Abwerfen und Neuwachstum der Vogelfeder) entsprechende Rückzugsräume wie die Außenalster.
Nach dem Ende der Mauser verlassen die meisten Graugänse Mitte/Ende Juli wieder die Stadt.
Das man die Tiere häufig in großer Konstellation sieht, hängt damit zusammen, dass die Ufer der meisten Gewässer in Hamburg stark verbaut sind und nur wenige Flächen übrigbleiben, an denen die Tiere Nahrung und Rückzugsräume finden.
Die intelligenten Tiere sind übrigens sehr anpassungsfähig. Während sie in der Stadt Menschen auf kürzester Distanz dulden und sich zwischen ihnen bewegen, sieht das auf dem Land ganz anders aus. Dort ist ihre Fluchtdistanz um ein Vielfaches größer. Sie haben gelernt, dass von Städtern keine große Gefahr ausgeht, während sie sich auf dem Land vor Jägern in Acht nehmen müssen.
Vielen Dank an den Verein Neuntöter e.V., der den Anstoß für die Infotafeln gegeben hat und sich ehrenamtlich um die Belange der Graugänse in Hamburg kümmert.