Naturnahe Schulhöfe bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Naturerfahrungen im täglichen Umfeld zu sammeln und spielen eine entscheidende Rolle in der Umweltbildung. Sie tragen nicht nur zur Förderung der städtischen Artenvielfalt bei, indem sie neue Lebensräume schaffen, sondern leisten auch einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel durch multifunktionale Flächen mit Versickerungsmöglichkeiten.
In verschiedenen politischen Vereinbarungen wird die Bedeutung naturnaher Schulgelände betont. Es wird festgehalten, dass ein Drittel der Fläche bei Neubauten und Sanierungen naturnah gestaltet werden soll. Trotz dieser Verpflichtungen ist die Umsetzung in Hamburg bisher noch nicht vollständig erkennbar.
Eine einheitliche Definition für den Begriff „Naturnaher Schulhof“ existiert nicht, jedoch wird im Allgemeinen eine Gestaltung unter Berücksichtigung des jahreszeitlichen Verlaufs der Natur sowie die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen verstanden. Elemente wie Totholz oder Trockenmauern können zur Strukturierung des Schulhofes beitragen und Naturerfahrungen für die Schüler ermöglichen.
Die Planung und Umsetzung naturnaher Schulgelände erfolgt unter anderem durch die städtischen Bildungsbauunternehmen SBH | Schulbau Hamburg und GMH | Gebäudemanagement Hamburg. Es werden derzeit Standards und Planungshilfen in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren erarbeitet, um eine naturnahe Gestaltung zu fördern.
Bereits existierende naturnahe Flächen an Schulstandorten werden schrittweise auf die Zielzahl von 30 Prozent ausgebaut. Eine standortgenaue Dokumentation dieser Flächen ist in Bearbeitung und soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein.
Ein Beispiel dafür ist das Gymnasium Farmsen, wo eine naturnahe Lern- und Verweillandschaft geschaffen wurde. Durch Geländemodulation und Bodenaustausch wurde versickerungsfähiger Boden geschaffen, der es ermöglicht, Oberflächenwasser abzuleiten. Stege und Trittsteine wurden installiert, um Retentionsflächen bei jeder Witterung zugänglich zu machen. Verschiedene Versammlungsorte wurden mit Sitzmöglichkeiten und Wetterschutz aus unterschiedlichen Materialien ausgestattet. Dabei wurden heimische Gehölze und Stauden eingebaut, um die Insektendiversität zu fördern und Lernlandschaften zu schaffen.
Zukünftige Schulneubauten und Sanierungen sollen verstärkt auf naturnahe Gestaltung setzen. Beispiele für geplante Maßnahmen sind die Entsiegelung von Flächen, die Anlage von Retentionsflächen und die Integration von naturnahen Elementen wie Wildblumenwiesen oder Biotopen.
Die Berücksichtigung des Vogel- und Fledermausschutzes erfolgt im Rahmen der naturschutzrechtlichen Prüfung bei Bauprojekten. Es gibt jedoch keine spezifischen Vorgaben zum Einbau von Nistkästen oder Quartieren.
Insgesamt werden in den kommenden Jahren beträchtliche finanzielle Mittel in die Schulbau- und Außenanlagengestaltung investiert, wobei auch die Förderung naturnaher Schulgelände berücksichtigt wird. Dies soll dazu beitragen, Kindern in urbanen Gebieten Naturerlebnisse auf dem Schulgelände zu ermöglichen und die Biodiversität zu fördern.
Die genaue Anzahl der Schulgebäude in Hamburg sowie deren Ausstattung mit Grünbedachung und Fassadenbegrünung wird in entsprechenden Dokumenten der Stadtverwaltung erfasst und ist auf Anfrage verfügbar.
Quelle: Drs. 22/14590