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Leben Geflüchtete besser als wir? Ein Besuch in der Unterkunft Tegelweg zeigt die Realität – das Problem liegt in der politischen Entscheidung

Im August wurde in Farmsen die sechste Geflüchtetenunterkunft innerhalb eines Kilometers eröffnet. Diese dichte Konzentration in wenigen Vierteln, während in 33 Hamburger Stadtteilen noch keine Unterbringung existiert, führt zu Bedenken und Diskussionen – jedoch nicht über die Menschen, die hier Schutz suchen, sondern über die politische Entscheidung einer unausgewogenen Verteilung. Die Forderung nach Fairness in der Verteilung der Unterkünfte ist kein Angriff auf Geflüchtete, sondern ein Anliegen, das die Belastung gerecht über die gesamte Stadt verteilen möchte.

Ein Besuch in der Unterkunft am Tegelweg zeigt, dass die Annahme, Geflüchtete würden hier im Komfort leben, nicht zutrifft. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben auf sehr begrenztem Raum: sieben Quadratmeter pro Person, im Vergleich zu nur 3,5 Quadratmetern in Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Unterkunft bietet außerdem nur Gemeinschaftsküchen und -bäder. Ein Bild eines Zimmers zeigt anschaulich, wie wenig Platz zur Verfügung steht – weit entfernt von jeglichem Luxus.

 

In der Unterkunft leben etwa 50 Kinder sowie ein Anteil von 45 Prozent Familien und 55 Prozent Einzelpersonen, die jeweils in separaten Einheiten wohnen, um etwas Privatsphäre zu ermöglichen. Die meisten Bewohner stammen aus bereits aufgelösten Unterkünften und sind daher schon in Kitas, Schulen oder in Arbeit integriert, was den erneuten Anpassungsprozess erleichtert.

Der Standort Tegelweg wurde mit nachhaltigen und flexiblen Containeranlagen ausgestattet, die bei Bedarf abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden können. Ein gemeinschaftlicher Waschraum ist ebenfalls Teil der Ausstattung, um den Alltag zu erleichtern, auch wenn es keine individuellen Annehmlichkeiten gibt.

Für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, besteht die Möglichkeit, über die Organisation „Fördern und Wohnen“ den Bewohnerinnen und Bewohnern Unterstützung anzubieten.

Die Diskussion über die Unterbringung der Geflüchteten sollte sich nicht gegen die Schutzsuchenden selbst richten, sondern auf die verantwortlichen politischen Entscheidungen fokussieren, die die ungleiche Verteilung verursacht haben. Hamburg hat die Möglichkeit, durch eine gerechte Verteilung der Unterkünfte die Verantwortung solidarisch auf alle Stadtteile zu verteilen und damit sowohl den Geflüchteten als auch den betroffenen Stadtteilen gerecht zu werden.