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Laut Bitkom führt Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern in Sachen Digitalisierung der Verwaltung – allerdings liegt es im internationalen Vergleich, insbesondere mit Ländern wie Estland, weit zurück. 

Die Anerkennung durch Bitkom als „bestes Bundesland im Bereich Governance & digitale Verwaltung“ ist zwar lobenswert, jedoch relativiert sich dieser Erfolg beim Betrachten der Gesamtleistung der deutschen Bundesländer. Während Hamburg möglicherweise unter den Blinden der Einäugige ist, wie das Sprichwort besagt, bedeutet dies nicht, dass wir wirklich klar sehen. Der Vergleich mit Ländern wie Estland verdeutlicht, wie viel Hamburg noch tun muss, um ein echter digitaler Vorreiter zu werden. Estland hat sich als weltweit führend in der digitalen Verwaltung etabliert, mit einem hochmodernen E-Government-System, das Bürgern nahezu alle staatlichen Dienstleistungen online zur Verfügung stellt – von der Steuererklärung bis zur Stimmabgabe bei Wahlen. In Estland sind 99 Prozent aller Leistungen digitalisiert. Im Gegensatz dazu sind in Hamburg lediglich 50 Prozent aller Leistungen zu 100 Prozent digitalisiert (https://www.youtube.com/watch?v=ieCXWyijiqc&t=470s). 

Obwohl Hamburg in den Kategorien digitale Infrastruktur und digitale Verwaltung führend ist, besteht immer noch erheblicher Verbesserungsbedarf. Beispielsweise sind immer noch 447 Faxgeräte im Einsatz, und nur die Hälfte der Verwaltungsleistungen ist vollständig digitalisiert. Ein solcher Stand der Digitalisierung mag im Vergleich mit anderen Bundesländern akzeptabel erscheinen, jedoch nicht im internationalen Kontext, insbesondere nicht im Vergleich zu fortschrittlichen Ländern wie Estland. 

Die Auszeichnung als bestes Bundesland im Bereich Governance & digitale Verwaltung ist zwar eine Anerkennung, wirft aber gleichzeitig ein grelles Licht auf die dringenden Probleme und Versäumnisse, die Hamburg in Bezug auf die Digitalisierung hat. Die Existenz von fast 500 Faxgeräten mag nostalgisch erscheinen, ist jedoch ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem: eine veraltete Bürokratie, die sich gegen die Anpassung an das digitale Zeitalter sträubt. 

Die Tatsache, dass nur die Hälfte der Verwaltungsleistungen vollständig digitalisiert ist, sollte als Alarmsignal dienen. In einer Zeit, in der Technologie unseren Alltag durchdringt und Bürgerinnen und Bürger effiziente und benutzerfreundliche staatliche Dienstleistungen erwarten, ist eine Digitalisierungsrate von 50 Prozent inakzeptabel. Es ist eine Enttäuschung für die Bürgerinnen und Bürger, die erwarten, dass ihre Regierung mit der Zeit geht und ihre Bedürfnisse ernst nimmt. 

Es ist an der Zeit, dass Hamburg aus seinem digitalen Dornröschenschlaf erwacht und seinen Ruf als führendes Bundesland im Bereich Governance & digitale Verwaltung wirklich verdient. Dies erfordert jedoch mehr als nur oberflächliche Maßnahmen. Es bedarf eines tiefgreifenden Umdenkens und einer umfassenden Modernisierung der Verwaltungsstrukturen, weg von veralteten Papierbergen hin zu einer nahtlosen digitalen Erfahrung für die Bürgerinnen und Bürger. 

Die Zukunft gehört den digitalen Pionieren, denjenigen, die mutig genug sind, die Herausforderungen anzunehmen und die Chancen der digitalen Revolution zu nutzen. Hamburg hat das Potenzial, ein solcher Vorreiter zu sein, jedoch müssen wir uns ernsthaft der Aufgabe der Digitalisierung stellen. Denn in der heutigen Welt ist es nicht ausreichend, einfach nur der Beste unter den Blinden zu sein – wir müssen auch wahrhaftig sehen können. 

Das Bitkom-Länderranking finden Sie unter folgendem Link:

https://www.bitkom.org/Laenderindex#msdynttrid=nKjl9kzx94MUIrqAOS6idUEYoourxWDaEAZQ2u3ORhw