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Hamburgs Klimaneutralität bis 2040? Wunschdenken ohne wissenschaftliche Grundlage

Hamburgs Klimaziele sind erneut Gegenstand heftiger Debatten. Neben dem „Zukunftsentscheid Hamburg“ fordern auch die Grünen, dass die Stadt bereits 2040 klimaneutral sein soll. Doch bislang gibt es keine wissenschaftlichen Belege, dass dieses Ziel realistisch umsetzbar ist. Ein neues Gutachten dazu wird erst im Juni 2025 erwartet. Bis dahin bleibt die Forderung nach einer Klimaneutralität bis 2040 ein politischer Wunsch ohne belastbare Daten.

Jeder wünscht sich Klimaneutralität – aber sie muss realistisch sein

Grundsätzlich ist der Wunsch nach einer früheren Klimaneutralität nachvollziehbar. Viele würden sich wünschen, dass Hamburg schon 2035 oder gar 2030 klimaneutral wird. Doch entscheidend ist, ob es auch machbar ist. Denn eine unrealistische Zielsetzung wäre nicht nur unehrlich, sondern hätte weitreichende Konsequenzen.

Nicht umsetzbare Klimaziele könnten dazu führen, dass Hamburg Strafzahlungen leisten muss und Unternehmen sowie Bürger überfordert werden. Schon jetzt zeigt sich, dass überambitionierte Klimapolitik das Vertrauen vieler Menschen kostet. Wer ehrliche Politik machen will, muss deshalb realistische und umsetzbare Wege aufzeigen – und nicht nur ambitionierte Jahreszahlen nennen.

Bestehende Pläne: 2045 als ambitioniertes, aber geprüftes Ziel

Aktuell existiert ein detaillierter Plan, der Hamburg bis 2045 klimaneutral machen soll. Dieses Ziel wurde bereits wissenschaftlich untersucht und als äußerst ambitioniert eingestuft. So sind unter anderem der Einbau von 130.000 Wärmepumpen bis 2045 sowie der vollständige Ersatz von Braunkohle bis 2030 und Heizöl bis 2035 vorgesehen.

Eine Vorverlegung auf 2040 oder früher wurde bislang nicht mit belastbaren Zahlen untermauert. Die Umweltbehörde (BUKEA) hat deshalb eine Aktualisierung des bestehenden Klimaschutzszenarios in Auftrag gegeben. Die Untersuchung wird von der Hamburg Institut Research gGmbH und dem Öko-Institut e. V. durchgeführt und kostet 49.350 Euro netto. Die Ergebnisse werden jedoch erst im Juni 2025 erwartet.

Widersprüche bei der Energieversorgung

Das bestehende Szenario B geht davon aus, dass Braunkohle bereits bis 2030 vollständig durch erneuerbare Energien ersetzt wird. Heizöl soll bis 2035 auslaufen. Doch hier zeigt sich ein Widerspruch zu den aktuellen politischen Rahmenbedingungen.

Laut Bundesregierung ist der Kohleausstieg für spätestens 2038 vorgesehen, mit Überprüfungen in den Jahren 2026, 2029 und 2032, um möglicherweise einen früheren Ausstieg bis 2035 zu realisieren. Ein vollständiger Kohleausstieg schon 2030, wie es das Szenario B vorsieht, wäre somit eine sehr optimistische Annahme, die nicht der aktuellen Gesetzeslage entspricht.

Ohne realistische und umsetzbare Maßnahmenpläne sind frühere Zielsetzungen also wenig wert.

Fazit: Realismus statt Symbolpolitik

Hamburgs Klimaneutralität bis 2045 ist bereits ambitioniert, aber wissenschaftlich geprüft. Eine Vorverlegung auf 2040 oder früher bleibt spekulativ, solange keine belastbaren Belege vorliegen. Politische Forderungen allein reichen nicht aus – es braucht realistische Maßnahmen, die sowohl wirtschaftlich als auch sozial tragfähig sind.

Denn Klimaschutz funktioniert nur mit den Bürgern, nicht gegen sie. Unrealistische Versprechungen könnten das Vertrauen in die Klimapolitik weiter untergraben. Ein Fahrplan zur Klimaneutralität muss daher wissenschaftlich fundiert, finanziell tragbar und sozial akzeptabel sein. Alles andere wäre unehrlich – und damit letztlich kontraproduktiv.