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Hamburg wird grüner, doch der Senat lässt die Pflege verkommen

Hamburg ist laut dem grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks in den letzten Jahren deutlich grüner geworden. Neue Grünflächen sind durch Entsiegelungsmaßnahmen entlang von Straßen und Umgestaltungen von Stadtgebieten entstanden. Doch was nützt mehr Grün, wenn es nicht ausreichend gepflegt wird? Die Realität zeigt: Während Hamburg immer mehr Naturflächen schafft, stagnieren oder sinken die Mittel für deren Pflege. Der rot-grüne Senat gefährdet damit nicht nur die Qualität der städtischen Grünanlagen, sondern auch die Lebensqualität der Hamburger Bürger.

Mehr Grün, aber zu wenig Pflegebudget

Hamburg hat in den vergangenen Jahren tatsächlich neue Grünflächen geschaffen, etwa in der Louise-Schroeder-Straße in Altona, wo 3.700 Quadratmeter Straßenbegleitgrün entstanden sind. Laut einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage wurden jedoch die Mittel zur Pflege dieser Flächen nicht entsprechend erhöht. Dies bedeutet, dass weniger Geld pro Quadratmeter zur Verfügung steht, und die Qualität der Pflege leidet.

Laut Haushaltsplanungen weist der Bereich Grünerhalt für 2023 und 2024 bereits ein Defizit von 8,51 Prozent auf, für 2025 wird ein noch größeres Defizit von 35 Prozent prognostiziert. Mit jedem weiteren Quadratmeter entsiegelter Fläche steigt der Bedarf an Pflege, ohne dass die entsprechenden finanziellen Mittel bereitgestellt werden.

Straßenbegleitgrün: Unterfinanziert trotz neuer Flächen

Besonders kritisch ist die Lage im Bereich des Straßenbegleitgrüns. Hier entstehen durch die Entsiegelung von Flächen entlang von Hauptverkehrsstraßen viele neue Grünflächen. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) stellt zwar Mittel für die Pflege zur Verfügung, doch diese reichen nicht aus.

Die verausgabten Mittel für Straßenbegleitgrün an Hauptverkehrsstraßen betrugen 2023 insgesamt 1.320.940 Euro. Hamburg hat ein Gesamtnetz von 1.230 Hektar Straßenbegleitgrün, wovon 226 Hektar auf Hauptverkehrsstraßen entfallen. Umgerechnet bedeutet dies, dass pro Quadratmeter Grünfläche an Hauptverkehrsstraßen nur etwa 0,58 Euro zur Verfügung stehen. Dies ist weit unter den Empfehlungen der „Gartenamtsleiterkonferenz“, die 1,20 bis 4,50 Euro pro Quadratmeter als notwendig erachtet. In Anbetracht der steigenden Kosten durch Inflation sind diese Mittel bei weitem nicht ausreichend, um eine angemessene Pflege sicherzustellen.

Ungleiche Verteilung der Mittel zwischen den Bezirken

Auch auf Bezirksebene zeigen sich große Unterschiede in der Finanzierung der Grünpflege. Die Bezirke müssen die Grünflächen entlang der Bezirksstraßen mit den ihnen zur Verfügung gestellten Rahmenzuweisungen pflegen, was oft zu finanziellen Engpässen führt. Die verausgabten Mittel für das Straßenbegleitgrün an Hauptverkehrsstraßen im Jahr 2023 verteilen sich wie folgt:

Bezirk Mittel 2020 Mittel 2021 Mittel 2022 Mittel 2023
Hamburg-Mitte 259.931,05 € 308.808,50 € 275.825,24 € 340.027,94 €
Altona 142.423,63 € 98.413,25 € 170.800,19 € 170.800,19 €
Eimsbüttel 79.561,80 € 90.749,45 € 68.865,69 € 110.967,05 €
Hamburg-Nord 209.539,26 € 196.919,31 € 221.330,71 € 233.311,71 €
Wandsbek 205.455,49 € 181.131,99 € 197.943,14 € 225.610,77 €
Bergedorf 45.031,20 € 45.927,68 € 50.571,65 € 53.155,71 €
Harburg 140.828,51 € 133.018,48 € 243.175,97 € 219.517,73 €
Gesamt 1.082.770,94 € 1.054.968,66 € 1.228.512,59 € 1.320.939,74 €

Diese Mittel sind eindeutig unzureichend, insbesondere wenn man bedenkt, dass viele Bezirke aufgrund von Mittelknappheit keine neuen Grünflächen anlegen oder bestehende Flächen nicht entsiegeln können. Die Fabriciusstraße in Bramfeld ist ein solches Beispiel: Hier wurde der Radweg auf die Straße verlegt, die freigewordene Fläche jedoch nicht entsiegelt, weil keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen.

Pflegeverpflichtung der Bezirke

Die Gesamtfläche des Straßenbegleitgrüns am Gesamtnetz in Hamburg (ausgenommen Autobahnen und Hafengebiet) beträgt 1.230 Hektar, davon entfallen 226 Hektar auf Hauptverkehrsstraßen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Bezirke für die Pflege von 1.004 Hektar Straßenbegleitgrün zuständig sind. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln aus den Rahmenzuweisungen müssen die Bezirke jedoch immer wieder um Aufstockungen kämpfen, was zeigt, dass die Finanzierung alles andere als gesichert ist.

Fazit: Hamburgs Grünflächen drohen zu verfallen

Während Hamburg seine Grünflächen ausweitet, wird die notwendige Pflege vernachlässigt. Besonders im Bereich des Straßenbegleitgrüns zeigt sich die dramatische Unterfinanzierung. Die Mittel, die der Stadt zur Verfügung stehen, reichen weder für die Pflege der Hauptverkehrsstraßen noch für die vielen Quadratmeter Grünflächen in den Bezirken aus. Es ist nicht genug, Flächen zu entsiegeln und neues Grün zu schaffen, wenn die Pflege nicht sichergestellt ist.

Hamburgs Grünflächen drohen zu verwahrlosen, was langfristig nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die ökologischen Funktionen der Stadt stark beeinträchtigen wird. Der Senat muss dringend handeln und eine auskömmliche Finanzierung bereitstellen – andernfalls gefährdet er die Zukunft der Stadt als lebenswerte, grüne Metropole.


Quellen:

  1. Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage des CDU-Umweltpolitikers Sandro Kappe, August 2024.
  2. Haushaltsplanungen der Stadt Hamburg 2023/2024.
  3. Haushaltsprognose für das Jahr 2025, Senat Hamburg, August 2024.
  4. Empfehlungen der „Gartenamtsleiterkonferenz“ zur Pflege von Grünflächen.
  5. Bezirksamt Altona, Angaben zu Pflegekosten in der HafenCity.
  6. Finanzbericht der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM), August 2024.
  7. Antwort des Senats, Straßenbegleitgrün, Senatsanfrage August 2024.
  8. Finanzübersicht zur Pflege von Hauptverkehrsstraßen, Hamburg 2020-2023.