Seit 2019 arbeitet der Hamburger IT-Dienstleister Dataport an einer Alternative zu den allgegenwärtigen Microsoft-Produkten. Das Projekt, bekannt als dPhoenix, hat bis heute über 140 Millionen Euro verschlungen – ohne greifbare Ergebnisse für die Hamburger Verwaltung. Trotz dieser erheblichen Investitionen bleibt die Hamburger Verwaltung weiterhin abhängig von Microsoft und zahlt jährlich fast 14 Millionen Euro für Softwarelizenzen. Der rot-grüne Senat hatte in seinem Koalitionsvertrag versprochen, verstärkt auf Open-Source-Produkte zu setzen, doch das Beispiel von dPhoenix zeigt, dass dieses Ziel bisher nicht erreicht wurde.
Die Idee, durch eigene Entwicklungen oder Open-Source-Alternativen unabhängiger von großen IT-Konzernen wie Microsoft zu werden, ist sicherlich verlockend. Doch das Beispiel dPhoenix zeigt, dass diese Vision in der Praxis schwer umzusetzen ist und mit hohen Kosten und wenig Erfolg verbunden sein kann. Der Senat muss sich die Frage stellen, ob der eingeschlagene Weg wirklich der richtige ist oder ob es nicht sinnvoller wäre, die knappen Ressourcen gezielter und effizienter einzusetzen.
Die Bemühungen um eine Microsoft-Alternative laufen seit Jahren ins Leere. Der Name dPhoenix klingt zwar ambitioniert, doch bisher ist das Projekt ein reiner Geldfresser. Mit 140,7 Millionen Euro Entwicklungskosten seit 2019 bleibt die Software in der Hamburger Verwaltung ungenutzt. Die Verwaltung der Freien und Hansestadt Hamburg setzt stattdessen weiterhin auf Microsoft und zahlte allein im Jahr 2022 13.651.060 Euro, 2023 13.968.864 Euro und plant für 2024 weitere 13.944.741 Euro für Lizenzen ein.
Es ist verwunderlich, warum Dataport so viel Geld und vor allem Ressourcen für ein derartiges Projekt ausgegeben hat. Auf die Frage, ob der Senat plant, das Betriebssystem Windows auf ein Open-Source-Programm umzustellen, wird wie folgt geantwortet: Eine Umstellung des Betriebssystems auf Open Source ist nicht geplant. Die Auswahl des Betriebssystems orientiert sich im Wesentlichen an den Erfordernissen der Fachanwendungen. In der hamburgischen Verwaltung ist der Einsatz von Microsoft Windows weitgehend unverzichtbar. Dies wird wie folgt begründet: Neben der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit ist ein wesentliches Einsatzkriterium für ein Betriebssystem das verfügbare Software-Portfolio, um die Verwaltungsaufgaben digital zu unterstützen beziehungsweise zu digitalisieren. Für Microsoft Windows werden Fachanwendungen für nahezu alle Lebensbereiche angeboten. Darüber hinaus orientieren sich die meisten Open-Source-Produkte an Microsoft Windows, da dies eine breite Einsatzbarkeit unterstützt. Aus diesen Gründen ist der Einsatz von Microsoft Windows weitgehend unverzichtbar.
Wenn die Microsoft-Produkte doch unverzichtbar sind, ist es unverständlich, warum die knappen Ressourcen von Dataport, auch wenn diese von anderen Stellen getragen werden, für derartige Projekte genutzt werden. In Hamburg gibt es zahlreiche Verwaltungsleistungen, die durch diese Ressourcen schneller umgesetzt werden könnten.
Ein weiteres Beispiel für eine anfällige Infrastruktur in Hamburg ist www.hamburg.de. Die jüngsten technischen Probleme rund um die Website werfen ein weiteres Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich der Senat gegenübersieht. Am 24. Juni 2024 war die Seite von 11:35 Uhr bis 13:25 Uhr nicht erreichbar. Grund war eine fehlgeschlagene Umschaltung im Twin Data Center von Dataport, bei der die für die Website verantwortlichen Softwarekomponenten regelmäßig abstürzten und neu starteten, da die zugewiesenen Ressourcen nicht ausreichten. Die Umschaltung musste ausgesetzt und das bestehende Stadtportal wiederhergestellt werden. Die Fehlersuche dauert an.
In einem Versuch, die Sicherheit zu erhöhen, wird das Stadtportal im Zuge der Umschaltung in ein BSI-zertifiziertes Rechenzentrum bei Dataport verlegt. Die Verfügbarkeitsklasse soll von einem Jahresmittel von 97 % auf 98 % erhöht werden, um eine höhere Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Dieser Schritt ist dringend erforderlich, da hamburg.de das zentrale Portal für alle Dienstleistungen der Hamburger Bürger ist und Ausfälle nicht zur Regel werden dürfen.