In Hamburg versterben jährlich etwa 1.700 Menschen, die keine Angehörigen haben oder deren bestattungspflichtige Verwandte nicht ermittelt werden können. Diese Menschen stehen im Mittelpunkt eines Projekts, das ihnen weit mehr als eine anonyme Beisetzung ermöglichen soll. Die Stadt Hamburg und engagierte Bürgerinnen und Bürger setzen sich seit Jahren dafür ein, diesen Verstorbenen eine respektvolle Erinnerung zu bewahren.
Eine besonders bedeutsame Initiative aus dem Jahr 2015 sorgt dafür, dass auf den Grabstätten die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen sichtbar gemacht werden. Dies verleiht den Beisetzungen nicht nur eine persönliche Note, sondern stellt sicher, dass die Verstorbenen als Individuen gewürdigt werden und ein Teil des kollektiven Gedächtnisses bleiben.
Ein Ort der Reflexion und Würde
Die neue Bestattungsanlage auf dem Öjendorfer Friedhof knüpft an diese Tradition an und bietet einen durchdacht gestalteten Raum für Erinnerung und Reflexion. Das Herzstück der Anlage ist eine zentrale Wegeachse, die symbolisch auf drei Erinnerungstore zuführt. Diese Tore tragen die Namenstafeln der Verstorbenen und leiten den Blick auf einen Spiegel am Ende des Weges, der zur Auseinandersetzung mit dem Thema Vergänglichkeit und Selbsterkenntnis einlädt.
Die Anlage wird durch eine Gehölzkulisse eingerahmt, die eine schützende und beruhigende Atmosphäre schafft. Dies verleiht dem Ort nicht nur ästhetische Harmonie, sondern auch eine gewisse Intimität, die zum Innehalten und Nachdenken anregt.
Kunst als Brücke zur Erinnerung
Die künstlerische Gestaltung der Anlage hebt sie hervor und macht sie zu einem einzigartigen Ort des Gedenkens. Die Künstlerinnen Ricarda Wyrwol und Maximiliane von Dohnanyi haben mit ihren Werken „Die Beweinung“ und „Weg der Erinnerung“ einen bedeutungsvollen Beitrag geleistet. Ihre Kunstwerke regen zur Reflexion an, schaffen Raum für Emotionen und vertiefen die Verbindung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen.
Das Kunstwerk „Die Beweinung“ von Ricarda Wyrwol thematisiert den Schmerz des Abschieds und die universelle menschliche Erfahrung des Verlusts. „Weg der Erinnerung“ von Maximiliane von Dohnanyi bietet einen symbolischen Pfad, der die Erinnerung an die Verstorbenen lebendig hält und die Besucher dazu ermutigt, innezuhalten und zu gedenken.
Gemeinschaftliches Engagement für ein würdiges Gedenken
Das Vorhaben wurde durch zahlreiche Institutionen und Initiativen ermöglicht, darunter die Hamburger Friedhöfe – AöR –, die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) sowie die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI). Diese Zusammenarbeit unterstreicht den Wert, den Hamburg auf eine würdevolle Bestattungskultur legt, die über das Notwendige hinausgeht.
Mit der neuen Anlage setzt Hamburg ein Zeichen für Menschlichkeit und Respekt. Sie ist nicht nur ein Ort der Beisetzung, sondern auch ein Raum, der dem Leben und der Erinnerung an jene gewidmet ist, die keine Angehörigen hinterlassen haben. Hier wird die Würde des Einzelnen bewahrt und gleichzeitig eine Möglichkeit geschaffen, innezuhalten und sich mit dem Thema der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen.