Mit Drucksache 22/7814 hat die Hamburger CDU-Fraktion den Hamburger Senat aufgefordert, jegliche seit 2010 verloren gegangene Waldfläche innerhalb Hamburgs zu kompensieren, indem neuer Wald an gleicher oder anderer Stelle, innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen, neu angepflanzt wird. Dies hat die rot-grüne Koalition abgelehnt und verfolgt laut Koalitionsvertrag seinerseits das Ziel, je Bezirk circa 1 Hektar Waldfläche neu anzulegen. Noch ist die Suche „nach Potenzialflächen für Neuwaldbildung in Durchführung“ (Drs. 22/7519), während das Walddefizit weiter steigt.
Hitzewellen, Dürreperioden und Insektenbefall in den Monokulturen setzen dem Wald empfindlich zu. Dabei ist er als Puffer für Stürme, als Luftreiniger und -kühler, CO2-Senke, Heimat für zahlreiche Tiere, Wasserspeicher und -reiniger enorm wichtig und hat einen unschätzbaren Wert für unsere Gesellschaft.
Drei Viertel des Hamburger Waldes gehören der Stadt und sind gemäß § 8 des Landeswaldgesetzes als Erholungswald im Sinne des § 13 des Bundeswaldgesetzes ausgeschrieben. Er soll damit in erster Linie der Erholung der Bevölkerung dienen, forstwirtschaftliche Aspekte sind nachrangig. Nichtsdestotrotz wird der Hamburger Wald forstwirtschaftlich genutzt, indem Holz eingeschlagen wird und die Flächen nach wirtschaftlichen Aspekten entwickelt werden.
Viele Tier- und Pflanzenarten fühlen sich in bewirtschafteten Wäldern jedoch nicht wohl, da sie von Alt- und Totholz abhängen. Vor allem viele Pilz- und Insektenarten sind darauf angewiesen. Totholz fehlt aber in Wirtschaftswäldern, da diese ausgeräumt werden und der Großteil der Bäume ihre natürliche Altersgrenze nicht erreichen, da sie vorher geerntet werden. Dabei kommen überwiegend Harvester zum Einsatz, die den Waldboden so verdichten, dass dieser auf viele Jahrzehnte für Wurzeln und bodenlebende Tiere undurchlässig ist. Zudem wird die Wasserspeicherkraft des Bodens gesenkt, was der Austrocknung der Wälder Vorschub leistet. Auch der Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre leidet, sodass Lachgas und unter extrem anaeroben Bedingungen, auch Methan freigesetzt werden kann. Intakte Wälder hingegen wirken als CO2-Senke und tragen maßgeblich zur Kühlung des Stadtklimas bei. Damit unsere Wälder nicht zu CO2-Quellen werden, benötigen wir eine Abkehr von gängigen Wirtschaftsforsten hin zu mehr naturnahen Wäldern.
Wenn der Senat schon nicht gewillt ist, das immer größer werdende Baumdefizit auszugleichen, sollte er zumindest dafür Sorge tragen, dass unsere Wälder bestmöglich auf den Klimawandel vorbereitet sind. Nicht bewirtschaftete Waldökosysteme sind dazu weitaus besser in der Lage als durch Wetterextreme besonders anfällige Wirtschaftswälder.
Wir als CDU-Fraktion fordern daher, dass der Anteil naturbelassener Waldflächen auf mindestens 20 Prozent der Hamburger Waldfläche erhöht wird und neue Naturwaldparzellen und Naturentwicklungsflächen zu schaffen sind. Der Verdichtung der Waldböden durch großmaschinelle Ernten, Räumung oder Bodenbearbeitung gilt es vorzubeugen und die Umstellung auf bodenschonende Verfahren zu fördern. Der Totholzanteil muss zudem signifikant erhöht und alte Bäume und Altholzbestände besonders geschützt werden.
Wie der Hamburger Wald bewirtschaftet wird, lesen sie hier: https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/79353/wie_wird_der_hamburger_wald_bewirtschaftet.pdf