Eine Satelliten-Recherche von Correctiv zeigt: Entsiegelung passiert kaum – auch in Hamburgs Stadtteilen Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne bleibt die Betonflut ungebrochen.
In vielen deutschen Großstädten gibt es ein wachsendes Problem: Während die Kommunen öffentlich das Ziel verfolgen, graue Beton- und Asphaltflächen durch Grünflächen zu ersetzen, zeigen aktuelle Daten, dass das Gegenteil der Fall ist. Eine gemeinsame Untersuchung von Correctiv und Vertical52 mithilfe von Satellitenbildern hat bestätigt, dass auch in Hamburg die Versiegelung – also die Flächen, die durch Asphalt, Beton oder Gebäude bedeckt sind – weiter zunimmt. Besonders betroffen sind die Stadtteile Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne.
Bramfeld: Zunehmender Beton trotz grüner Versprechen
Der Stadtteil Bramfeld ist ein typisches Beispiel für die fortschreitende Versiegelung. Im Jahr 2018 lag der Versiegelungsgrad hier noch bei 31 Prozent. Doch bis 2024 stieg dieser auf 36 Prozent an. Dies bedeutet, dass trotz der Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen mehr Grünflächen durch neue Gebäude, Straßen oder Parkplätze ersetzt wurden. Besonders in einem Stadtteil wie Bramfeld, der traditionell als eher grünes Wohngebiet galt, ist diese Entwicklung alarmierend.
Farmsen-Berne: Weniger Fläche, mehr Beton
In Farmsen-Berne ist die Situation ähnlich. Hier stieg der Versiegelungsgrad von 25 Prozent im Jahr 2018 auf 28,3 Prozent im Jahr 2024. Auf den ersten Blick erscheinen diese Zahlen moderat, doch gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen extreme Hitze und Starkregenfälle zunehmen, ist jede neu versiegelte Fläche eine Herausforderung für die Bewohner. Versiegelte Flächen verhindern die Aufnahme von Regenwasser, was bei Starkregen zu überlasteten Kanalsystemen und überschwemmten Straßen führt.
Steilshoop: Kaum Grün im dicht besiedelten Viertel
Steilshoop, ein stark verdichteter Stadtteil, erlebte ebenfalls einen deutlichen Anstieg der versiegelten Flächen. Von 31,3 Prozent im Jahr 2018 erhöhte sich der Anteil auf 34 Prozent im Jahr 2024. Für die Bewohner dieses Viertels bedeutet das weniger Grünflächen und somit weniger natürliche Kühlung bei Hitzewellen. In einem Stadtteil, der ohnehin durch große Wohnkomplexe geprägt ist, ist das Fehlen von Entsiegelungsmaßnahmen besonders gravierend.
Städte ohne Schutz vor Klimafolgen
Laut Experten wie Anja Bierwirth vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, sind solche Entwicklungen gefährlich. Städte wie Hamburg müssten weit mehr Flächen entsiegeln, um ihre Bewohner vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Versiegelte Flächen heizen sich im Sommer auf und verstärken die Hitze, während sie bei Starkregen das Risiko von Überschwemmungen erhöhen.
Die Satellitenauswertung von Correctiv zeigt, dass stark versiegelte Stadtteile, wie Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne, während der Sommermonate zu regelrechten Hitzeinseln werden. Gerade ältere Menschen, Kinder und gesundheitlich vorbelastete Personen leiden unter den extremen Temperaturen.
Fehlende Entsiegelung als großes Manko
Trotz dieser alarmierenden Entwicklung tut sich auf städtischer Ebene nur wenig, um den Trend umzukehren. Die Entsiegelung, also die Rückgewinnung von Flächen, bleibt vielerorts ein Lippenbekenntnis. Hamburg verschleppt seit vier Jahren ein umfassendes Entsiegelungskonzept. Gleichzeitig entstehen weiterhin große Neubauprojekte, die landwirtschaftliche Flächen in Betonwüsten verwandeln, wie etwa in Oberbillwerder.
Die Zahlen für Bramfeld, Steilshoop und Farmsen-Berne zeigen: Hamburg braucht dringend neue Konzepte, um gegen die fortschreitende Versiegelung und die daraus resultierenden Klimafolgen vorzugehen. Ansonsten droht die Stadt weiterhin, ungeschützt auf die Klimakrise zuzusteuern.