Bäume sind ein Baustein im Kampf gegen den Klimawandel – neben den Klimamaßnahmen des Senats müssen endlich alle gefällten Bäume nachgepflanzt werden
Das Bäumepflanzen ist mit Abstand die günstigste und effektivste Lösung, dem Klimawandel zu begegnen.“ (Cowther, ETH Zürich). Eine vor Kurzem erschienene EMPA-Studie über einen versiegelten Platz in Zürich hat aufgezeigt, dass Bäume die umgebende Luft um zwei bis vier Grad kühlen können. Wir Europäer kritisieren seit Jahren Länder wie Brasilien für die Rodung des Regenwaldes. Auf der anderen Seite pflanzen wir in Hamburg seit 2015 knapp 9.000 gefällte Bäume und 11,7 ha gerodeten Wald nicht nach. Im ersten Schritt muss es das Ziel sein, jeden gefällten Baum nachzupflanzen. Und zwar ganz gleich, ob es ein Straßenbaum, ein Baum in einer öffentlichen Parkanlage oder ein Baum für den eine Ausgleichzahlung geleistet worden ist.
Gemäß Senat wurden seit 2015 3.475 Straßenbäume nicht nachgepflanzt, jedoch habe der Baumbestand gemäß der Statistik der BUKEA innerhalb dieses Zeitraumes nur um 930 abgenommen. Es wird deutlich, dass die BUKEA keine validen Zahlen vorliegen hat. Das tatsächliche Defizit kann so nicht ermittelt werden. Der Bremer liegen die Pflanzkosten einschl. einer insgesamt 5jährigen
Entwicklungspflege (Stand: 2020)-für eine Straßenbaumpflanzung bei 5.430,-€
Für den Haushalt 2021/2022 sieht der Senat weiterhin keine ausreichenden Mittel für die Nachpflanzung der gefällten Bäume vor. Im Durchschnitt wurden in den letzten fünf Jahren pro Jahr 2.579 Straßenbäume gefällt. Für die Jahre 2021 und 2022 plant der Senat allerdings nur 720 Straßenbäume nachzupflanzen. Gemäß Drucksache 22/3358, Antwort 8 werden dafür lediglich 500.000 Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt. Die Durchschnittskosten für die Nachpflanzung eines Straßenbaumes betragen gemäß Drucksache 22-2823 1.500 Euro. Demnach können mit den zur Verfügung gestellten Mittel nicht 720, sondern lediglich 333 Straßenbäume nachgepflanzt werden. Das Bezirksamt Altona geht für die Pflanzung, je nach Standort, von Kosten in Höhe von etwa 3.500 Euro aus (21-1820). Der Bremer Senat kalkuliert die Pflanzkosten für Straßenbäume einschl. einer insgesamt 5jährigen Entwicklungspflege (Stand: 2020) mit 5.430 Euro (siehe Mittelverwendung für das Projekt „1000 Bäume für Bremen“). Mit dem Kostenansatz vom Bezirksamt Altona können mit den von der BUKEA zur Verfügung gestellten Mittel lediglich 142 und mit dem Kostenansatz von Bremen nur 92 Straßenbäume nachgepflanzt werden.
Die Bezirke sind gezwungen, Ausgleichszahlungen von Privatpersonen und Unternehmen umzuwidmen (siehe Drucksache 22/3632, Einleitung), um die Straßenbaumstatistik auf dem Papier aufzuhübschen. Von einer Ausgleichszahlung für einen gefällten Baum auf privatem Grund wird nicht selten ein gefällter Straßenbaum nachgepflanzt. Die Nachpflanzung von einem von zwei Bäumen unterbleibt also, die Statistik wird geschönt.
Um das wahre Ausmaß des Baumdefizites in Hamburg zu verschleiern, veröffentlichen viele Bezirksämter die Fällungen nicht.
Fazit: Der Senat setzt viele richtige, wichtige und öffentlichkeitswirksame Klimamaßnahmen um und vergisst dabei eine wichtige, jedoch nicht so öffentlichkeitswirksame Klimamaßnahme: Die Nachpflanzung der gefällten Bäume.
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Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Hamburg schon jetzt deutlich spürbar und werden sich zweifelsfrei weiter verstärken. Unsere Hansestadt, wie wir sie kennen und lieben, ist durch den menschengemachten Temperaturanstieg und zunehmende Extremwetterereignisse stark gefährdet. Wir Hamburgerinnen und Hamburger müssen unseren Beitrag leisten, um das Ziel, den Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, zu erreichen. Einen ganz wesentlichen Beitrag werden hierzu die Bäume in Hamburg leisten müssen.
Hamburg ist eine grüne Stadt und soll es nach Auffassung der Hamburger Christdemokraten auch bleiben. Dazu passt nicht, dass der rot-grüne Senat seit 2015 knapp 9.000 gefällte Bäume und 11,7 ha gerodeten Wald nicht nachgepflanzt hat. Allein hieraus ergibt sich ein erhebliches Gründefizit, welches wir kurzfristig ausgleichen müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Wir benötigen Bäume, damit Luftschadstoffe und CO2 langfristig absorbiert, Sauerstoff produziert und das städtische Mikroklima durch Verdunstung und Beschattung verbessert wird. Jeder einzelne Baum ist für die Lebensqualität und das Stadtklima – und damit für die Gesundheit der Einwohner/innen – von erheblicher Bedeutung.
Der rot-grüne Senat strebt bis 2030 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 55 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 an. Bis 2050 soll Hamburg klimaneutral werden, dafür ist eine Emissionsminderung von mindestens 95 Prozent vorgesehen. Diese Ziele sind wichtig und richtig. Aus diesem Grund hat der Senat das Klimagesetz beschlossen. Viele dieser Maßnahmen sind erforderlich. Es wäre falsch, dem Senat völliges Versagen bei der Bekämpfung des innerstädtischen und globalen Klimawandels vorzuwerfen. Nur mit einer großen Kraftanstrengung sind derlei Ziele zu erreichen. Für die Umsetzung dieser Ziele hat der grüne Umweltsenator Kerstan dankenswerterweise im Einzelplan 6.2 Zentrales Programm Hamburger Klimaplan jeweils in den Jahren 2021/2022 neben den ursprünglichen 5.620.000 € weitere 30.000.000 € für Maßnahmen zur Umsetzung des Hamburgischen Klimaplans aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm eingeplant (Drucksache 22-3177).
Haushaltsentwurf 2021/2022: verstetigtes Defizit von 2.024 Straßenbäumen im Jahr 2021
Leider setzt der Senator Kerstan bei der Umsetzung von Klimamaßnahmen fast ausschließlich auf Projekte, die ein positives öffentliches Echo auslösen. So wurden 60 Mio. Euro zusätzliche Mittel für die Umsetzung von Klimamaßnahmen eingeworben. Die konkreten geplanten Maßnahmen sind angeblich noch nicht bekannt. So teilt der Senat mit Drucksache 22-3177 mit, dass das Verfahren zur Vergabe der Klimamittel im Zentralen Programm Hamburger Klimaplan im Zuge der Aufstellung des Haushalts 2021/22 noch nicht abgeschlossen ist. Die Verteilung der Mittel obliegt der Senatskommission für Klimaschutz und Mobilitätswende. Eine Kontrolle und Bewertung der geplanten Maßnahmen ist für die Opposition und die Öffentlichkeit vorab somit nicht möglich. Das Bezirksamt Wandsbek agiert bspw. bei den Arbeitsprogrammen transparenter. Die Verwaltung erstellt für jede mögliche Maßnahme eine Kostenabschätzung und alle politischen Parteien diskutieren transparent, welche Maßnahmen zuerst umgesetzt werden sollen.
Nachweislich wird für die Pflichtaufgabe „Nachpflanzung von Straßenbäumen“ ein strukturelles Defizit in Kauf genommen. Laut Einzelplan 6.2 für das Jahr 2021/2022 sollen in den Jahren 2021 und 2022 jeweils 720 Straßenbäume nachgepflanzt werden (siehe B_292_11_008 Anzahl Ersatzpflanzungen Straßenbäume). Diese Zahl beruht, gemäß Erläuterung, auf den Bezirksmeldungen der zu erwartenden Anzahl an Nachpflanzungen. Jedoch hat der Senat mit Drucksache 22-2406 (Frage 28 und 30) bereits mitgeteilt, dass den Bezirksämtern Kenntnisse zu 2.744 Baumfällungen aufgrund von Schäden und 336 aufgrund von Baumaßnahmen allein für 2021 vorliegen, wobei der Senat für diese Zahlen eine Aufschlüsselung der Straßenbäume verweigert hat. Zusammen gehen die Bezirke also vorerst von 3.080 nachzupflanzenden Bäumen in 2021 aus. Lediglich 720 Straßenbäume sind von der Umweltbehörde eingeplant, jedoch werden nur Mittel für 333 Bäume von der BUKEA zur Verfügung gestellt.. Zudem handelt es sich hiermit lediglich um die ersten Meldungen. Weitere Fällungen sind unausweichlich. In Frage 29 derselben Drucksache führt der Senat aus, dass konkrete Planungen zu 1.713 Nachpflanzungen vorliegen. Anhand der Zahlen wird deutlich, dass der Senat den Bezirksämtern keine ausreichenden Mittel für die Nachpflanzung aller gefällter Straßenbäume zur Verfügung stellt.
Gemäß Einzelplan 6.2, Kennzahlenbuch, Seite 26, teilt der Senat mit, dass gemäß Hamburger Koalitionsvertrag dem Erhalt des Straßenbaumbestands und dessen qualitative Entwicklung und Pflege eine besondere Bedeutung zukommt. So sollen die Bemühungen zur Behebung des Nachpflanzdefizits durch Ersatzpflanzung, die geeignete Standortsuche und die Neuschaffung von Standorten vorangetrieben werden.
Von einem Erhalt des Straßenbaumbestandes sowie der Behebung des Nachpflanzungsdefizits kann in Anbetracht des strukturellen Defizits von 1.367 Bäumen (3.080 minus 1.713) nicht gesprochen werden. Wenn wir nur von den 720 finanzierten Bäumen des Einzelplans ausgehen, beträgt das strukturelle Defizit für 2021 sogar 2.360 Bäume. Von einem Plan, das Defizit der letzten Jahre zu beheben, kann in Anbetracht der begrenzten Mittel keine Rede sein.
Auch im Jahr 2022 ist erneut mit einem strukturellen Defizit von Straßenbäumen zu rechnen. Die vom Senat für das Jahr 2022 vorgesehenen 720 Straßenbäume bilden nicht den Durchschnittswert der Fällungen seit 2015 wieder. Es wurden von 2015 bis 2019 insgesamt 12.893 Straßenbäume gefällt (2.868, 2.823, 2.747, 2.211 und 2.244), was einen Durchschnittswert von 2.579 Bäume pro Jahr ergibt. Daher ist von einem strukturellen Defizit von etwa 1.800 Straßenbäumen im Jahr 2022 auszugehen. In jedem Jahr wurden deutlich mehr als die 720 eingeplanten Straßenbäume gefällt.
Die Umweltbehörde muss mitteilen, dass für die Nachpflanzung der Straßenbäume nicht ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden: „Die BUKEA – wie die gesamte Hamburger Verwaltung – unterliegt dem Budgetrecht der Bürgerschaft“ (Drucksache 22-3177, Frage 21), hingegen wurden für Klimamaßnahmen 60 zusätzliche Millionen Euro eingeworben.
Diese strukturelle Unterfinanzierung ist nicht neu. Auch bei den vorherigen Haushalten hat der Senat den Bezirken nicht die erforderlichen Mittel für die Nachpflanzung von allen gefällten Straßenbäumen zur Verfügung gestellt. In den Jahren 2018 und 2019 hat der Senat mithilfe von Sonderzuweisungen den Bezirken Mittel für die Nachpflanzung von 1.114 und 1.788 Straßenbäumen zur Verfügung gestellt (22/339, 3 und 22-2823). Auffallend ist, dass die Bezirke in den letzten Jahren immer mehr Straßenbäume gepflanzt haben, als ihnen von der BUKEA entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt worden sind.
In den Erläuterungen zur Kennzahl „Anzahl der Ersatzpflanzungen Straßenbäume“ (Einzelplan 6.2, Kennzahlenbuch, Seite 26) gibt der Senat dazu eine Antwort: „Die Kennzahl gibt die grundsätzlich zu erwartende Anzahl an Nachpflanzungen wieder (Stückzahl), die mit dem jeweiligen Haushaltsansatz von 500 Tsd. € zuzüglich einem Anteil z. B. aus Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt werden können.“ Neben den von der BUKEA zur Verfügung gestellten Mittel sollen Mittel aus Ausgleichsmaßnahmen und andere Mittel genutzt werden. So nutzen die Bezirksämter beispielsweise seit Jahren die Ausgleichszahlungen, die Privatpersonen und Unternehmen bei Fällungen ohne Nachpflanzung zu entrichten haben, für die Nachpflanzung von Straßenbäumen (Drucksache 22-03177, Frage 22). Damit wird das Defizit bei den Straßenbäumen minimiert, jedoch nimmt der Gesamtbaumbestand insgesamt ab. Schließlich wurde ein privater Baum gefällt und davon lediglich ein gefällter Straßenbaum nachgepflanzt. Eine Nachpflanzung des privaten Baumes erfolgt nicht. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass mit der Ausgleichszahlung für einen privat gefällten Baum von den Bezirksämtern auch ein neuer Baum nachgepflanzt wird. Um diese Tatsache zu verschleiern, weigern sich die meisten Bezirksämter mitzuteilen, wie viele Bäume, für die eine Ausgleichzahlung durch Privatleute und Unternehmen erfolgte, nachgepflanzt worden sind (bspw. 22/2694).
Innenstadt abkühlen – öffentliche Plätze nicht nur versiegeln, sondern auch begrünen
Am 04.01.2021 teilt die BUKEA mit, dass die Jahresdurchschnittstemperatur in Hamburg sich im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 inzwischen um 1,08 Grad Celsius erhöht hat. Der Umweltsenator Kerstan mahnt zu schnellen Maßnahmen. Eine Erhöhung der Temperaturen in den Städten ist vielerorts zu verzeichnen. Zugleich heizen sich Städte stärker als die Peripherie auf, Einwohnerinnen und Einwohner von Städten, insbesondere junge, alte und vorgeschädigte, sind also besonders durch den Temperaturanstieg gefährdet.
Trotzdem werden immer mehr Plätze ohne Straßenbäume errichtet. So weist beispielsweise der Vorplatz vor der Handelskammer nicht einen Straßenbaum auf. Bäume sind für das städtische Mikroklima aber entscheidend – sie senken die Umgebungstemperatur. Die eingangs zitierte EMPA-Studie über einen versiegelten Platz in Zürich hat aufgezeigt, dass Bäume die umgebende Luft um zwei bis vier Grad runterkühlen können. Hamburg muss endlich konsequent Straßenbäume anpflanzen. Auch dem Vorplatz vor der Handelskammer hätten Bäume gutgestanden. Leider werden in den letzten Jahren in der Innenstadt nicht mehr Bäume gepflanzt. Im Gegenteil, es sind weniger geworden.
Dokumentation des Baumbestandes nicht valide
Einerseits hat nach Angaben der BUKEA der Straßenbaumbestand seit 2014 um 930 Straßenbäume abgenommen (Drs. 22/339, 21/6665, 21/13771, 22/2555). Andererseits teilt die BUKEA mit, dass seit 2015 3.475 Straßenbäume nicht nachgepflanzt worden sind (Drs. 22/339 und 22/2823). Wie kann das sein?
Die BUKEA versucht die unterschiedlichen Angaben damit zu begründen, dass der Datenbestand ständigen Veränderungen unterliege, und die Ermittlung der Baumzahlen zu einem Stichtag eine Momentaufnahme sei. Sie erlaubt zwar eine Zahlenangabe, die sich aber durch Nachträge fortlaufend auch rückwirkend verändern wird. Auch führen neben Fällungen und Pflanzungen andere Faktoren zu Veränderungen des Gesamtbestandes, sodass dieser nicht über die reinen Pflanz- und Fällzahlen nachberechnet werden kann (22-02946, 1). Fraglich ist hier, welche Faktoren neben den Fällungen und Nachpflanzungen den Straßenbaumbestand bestimmen. Auf meine Nachfrage wurde die Frage schlichtweg nicht beantwortet. (Drucksache 22-3177, Frage 1). Offensichtlich gibt es keine anderen Faktoren. Mit diesen nicht validen Zahlen kann keine Überprüfung des Hamburger Baumbestandes erfolgen.
Auch sind die Zahlen für die Baumbestände innerhalb der Hamburger Behörde nicht valide. Gemäß BUKEA weist der Bezirk Wandsbek im Jahr 2014 58.980 Straßenbäume auf (22-2555). Auf der Internetseite https://www.hamburg.de/wandsbek/strassenbaumbestand/ werden vom Bezirk Wandsbek hingegen für dasselbe Jahr 58.600 angegeben. Auch suggeriert der Bezirk auf der Internetseite einen konstanten Baumbestand: „Trotz der ungünstigen äußeren Bedingungen ist es dem Bezirksamt bisher gelungen, den Straßenbaumbestand in Wandsbek auf einem hohen Niveau zu erhalten“. Gemäß der Website hat der Gesamtbaumbestand vom Bezirk Wandsbek von 2014 bis 2019 um 600 Straßenbäume zugenommen. Gemäß des Nachpflanzungsdefizits müsste hingegen der Straßenbaumbestand vom Bezirk Wandsbek um 1.378 Bäume abgenommen haben(Drs. 22/339 und 22/2823).
Der Senat hat für die Kalenderwochen 39, 40, 41 und 42 die aktuellen Fällungen und Nachpflanzungen auch in Grünanlagen sowie durch Ausgleichszahlungen mitgeteilt (Drs. 22/1583, 22/1691, 22/1770 und 22/1837). Die Zahlen liegen somit bei den Bezirksämtern vor. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte erklärt, dass Fällungen und Baumpflanzungen nicht wochenweise dokumentiert werden, da die Arbeiten aufgrund von Ausschreibungen für Baumfällungen und Baumpflanzungen in der Regel über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden und erst mit der Schlussrechnung alle relevanten Daten vorliegen. Aus diesem Grund hat die CDU-Fraktion die Fäll- und Nachpflanzungszahlen der Straßenbäume, Bäume in Grünanlangen und auf Privatgrundstücken mittels großer Anfrage für das Jahr 2019 nachgefragt. Der Senat weigert sich diese Zahlen darzulegen, obwohl diese vorliegen (22-02694). Man möchte offensichtlich der Öffentlichkeit und der Opposition das wahre Defizit des Gesamtbaumbestandes verheimlichen. Letztlich könnte sich die CDU-Fraktion gezwungen sehen, 52 Große Anfragen zu den jeweiligen Kalenderwochen einzureichen, um das tatsächliche Defizit in Erfahrung zu bringen. Die Öffentlichkeit hat ein berechtigtes Interesse an genauen Zahlen. Von dem Ansinnen der wöchentlichen Großen Anfragen kann nur abgesehen werden, wenn die Verwaltung zukünftig eine transparente Statistik aller Fällungen und Nachpflanzungen zur Verfügung stellt.
Unsicher bleibt, ob der Senat und die Bezirksämter bei den Statistiken gezielt mit falschen Zahlen arbeiten, um die eigene Misere zu verheimlichen oder ob die zuständigen Einheiten mit der Erstellung von validen Zahlen überlastet sind. Mit diesen Zahlen kann die Opposition und die Öffentlichkeit nicht prüfen, ob das vom Senat gesetzte Ziel, den Baumbestand mindestens konstant zu halten, erfüllt wird. Weder die Statistiken der Straßenbäume sind valide noch werden vollumfängliche Statistiken zu den Fällungen auf privatem Grund sowie in öffentlichen Grünanlagen veröffentlicht. Einen Antrag der CDU-Bürgerschaftsfraktion, endlich die Fällungen transparent darzustellen, wurde von Rot-Grün ohne Gegenvorschlag abgelehnt (22/1103).
Nachpflanzung
Immer wieder wird vom Senat die These aufgestellt, dass nicht ausreichend Pflanzstandorte vorliegen würden. Im Bezirk Wandsbek hat das Bezirksamt nach der Idee der CDU-Fraktion ein externes Unternehmen beauftragt, Baumpflanzstandorte zu finden. Der Auftrag beinhaltete die Prüfung von 8.587 ungeklärten Baumstandorten gemäß Baumkataster sowie die Prüfung von bis zu 1.000 neuen Standorten im Straßengrün vor Ort. In den Pilotregionen Wandsbek und eines Stadtteiles meines Wahlkreises – Bramfeld – erfolge darüber hinaus die Prüfung und Erfassung von neuen zusätzlichen Baumstandorten, einschließlich Kategorisierung der potentiellen Standorte sowie der Überprüfung der potentiellen Standorte hinsichtlich vorhandener Leitungen und allgemeiner Machbarkeit.
Die Kosten betragen gemäß BV-Drucksache 21-2718 62.408 €. Derlei Prüfungen sollte die BUKEA zwingend für alle Stadtteile beauftragen. Es ist mir ein Rätsel, warum dies bisher noch nicht erfolgte.
Des Weiteren hat das Unternehmen Google das „Tree Canopy Lab“ eingerichtet, in dem Satellitenbilder mit künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Die erste Stadt, mit der Google zusammenarbeitet, ist Los Angeles. Los Angeles nutzt die Software für die Aufforstung der Stadt – geplant sind ein Baumbestand von 90.000 Bäumen kommendes Jahr und eine zusätzliche Pflanzung von 20.000 Bäumen pro Jahr. Auf meine Anfrage teilt der Senat mit, dass auch derlei Ansätze von Google geprüft werden (22/2406). Auf meine Drucksache 22-3177 muss der Senat nun mitteilen, mit der Firma Google, obwohl deren Deutschlandstandort in Hamburg ist, bisher diesbezüglich noch nicht gesprochen zu haben. Nun heißt es, dass das System „Tree Canopy Lab“ und die Zusammenarbeit mit Google für Hamburg als nicht erforderlich angesehen wird, weil entsprechende Kartengrundlagen, Baumstandorte und Luftbilder über das GeoPortal (siehe dazu: https://geoportal-hamburg.de/geo-online) zur Verfügung stehen. Da frage ich mich doch, warum der Senat häufig argumentiert, dass zu wenige Baumpflanzorte vorliegen würden.
Fraglich ist, ob die 9.000 nicht nachgepflanzten Bäume sowie die 11,7 ha nicht nachgepflanzter Wald innerhalb von Hamburg gepflanzt werden können. Hier könnten aus meiner Sicht die 210 Grün- und Ackerflächen im Hamburger Umland in Betracht kommen (Drucksache 22-3177). Schließlich hat auch die Hochbahn für die Fällung eines Waldes in Alsterdorf auf einer Fläche in der Gemeinde Kattendorf (SH) etwa 25 km vom Eingriffsort entfernt, die Entwicklung einer 2 ha großen Ackerfläche zu einem Laubmischwald vorgesehen (22-1892). Diese Maßnahme wird von BUKEA begrüßt. Für das Hamburger Stadtklima werden diese keinen unmittelbaren Nutzen erzielen, dennoch helfen sie dabei, das Klima zu verbessern. Schließlich kann man nicht von den Schwellenländern wie Brasilien erwarten, deren Baumbestand konstant zu halten und selber das angehäufte Defizit nicht bereinigen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Ansonsten sind wir ein schlechtes Vorbild.
Waldbestand
Gemäß Abendblatt-Artikel vom 09.02.2020 „Warum in Hamburg alle Kastanienbäume sterben werden“, sei der Anteil der Holzmasse in den Wäldern laut Umweltbehörde von 2009 bis 2019 um mehr als 30 Prozent gestiegen. Es verwundert, warum im Gegensatz zu den bisherigen Statistiken nicht das Jahr 2015, sondern 2009 als Bemessungsgrundlage genutzt wurde und warum hier auf die Holzmasse und nicht die Hektar Wald abgestellt wird.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019 wurden ca. 17 ha Wald in Hamburg gerodet und in andere Nutzungsarten umgewandelt. Gleichzeitig wurden in diesem Zeitraum in Hamburg ca. 5,3 ha Wald erstaufgeforstet (22/2406). Das ergibt ein Defizit von 11,7 ha Waldfläche. Gemäß Drucksache 22/2691 ist für insgesamt 15 Hektar kein Waldersatz geplant und insgesamt 3 Hektar Waldflächen seien innerhalb der Landesgrenzen bisher noch nicht aufgeforstet worden. Fraglich ist, wie trotz dieses bestätigten Walddefizites der Anteil der Holzmasse gestiegen ist. Deutlich wird hier, warum der Senat bei der Pressekonferenz nicht den Verlauf der Flächenbilanz genutzt hat. Hier wird auf die Statistik zurückgegriffen, die positiv ist.
Die Waldfläche außerhalb von Hamburg beträgt rund 4.000 Hektar (22-3566, Frage 13).
Wie viel CO2 können Bäume absorbieren?
Ein Hektar Wald absorbiert durchschnittlich jährlich rund 10 Tonnen Kohlendioxid. Wie viel ein einzelner Baum absorbieren kann, hängt von der Baumart, dessen Holzdichte und Alter ab. Eine 100 Jahre alte, circa. 35 Meter hohe Fichte mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern absorbiert 2,6 Tonnen CO2. Eine 120-jährige, 35 Meter hohe Buche mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern speichert fast eine Tonne Kohlendioxid mehr. Grund ist deren höhere Holzdichte. Was den Sauerstoff angeht, so produziert eine 25 Meter hohe Buche in etwa so viel Sauerstoff, wie drei Menschen zum Atmen benötigen.
Mit der Aufforstung der vom Senat nicht nachgepflanzten 11,7 Hektar Wald könnten pro Jahr etwa 117 Tonnen Kohlendioxid absorbiert werden. Großangelegte Aufforstungsprojekte und der konsequente Erhalt unserer Wälder sind für unser Klima nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Wir fordern von den Ländern des globalen Südens und den osteuropäischen Staaten den Erhalt der Wälder und verringern dabei jährlich unseren eignen Gesamtbaumbestand. Hier muss endlich ein Umdenken beginnen.
Der rot-grüne Senat strebt bis 2030 eine CO2-Emissionen-Reduzierung um 55 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 an. Bis 2050 soll Hamburg klimaneutral werden, dafür ist eine Emissionsminderung von mindestens 95 Prozent vorgesehen. Die Berechnungen, die hier erfolgen, haben den Baumbestand von 1990 als Grundlage. Jeder Baum, der nicht nachgepflanzt wird, sollte daher in die Berechnung integriert werden – schließlich absorbieren Bäume CO2. Weist die Stadt Hamburg immer weniger Bäume auf, kann auch immer weniger CO2 gebunden werden. Die Stadt müsste somit noch mehr CO2 einsparen, um das selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Der Senat teilt dazu mit, dass die quantitativen Klimaziele des Senats sich auf die Hamburger Verursacherbilanz des Statistikamtes Nord, die CO2-Emissionen aus dem Endenergieverbrauch beziehen. Bäume werden darin bilanziell quantitativ nicht erfasst, sondern fließen in die qualitativen Zielsetzungen des Klimaplans ein (Drucksache 22-3177, Frage 35).
Nach Modellierungen und Berechnungen auf Grundlage landesweiter Daten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft wird für einen hundertjährigen Eichenwald mit einem Vorrat von 250 Vorratsfestmetern eine Bindungsleistung von 350 Tonnen CO2-Äquivalent angenommen, siehe dazu auch: www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/mb-27-kohlenstoffspeicherung-2.pdf.
In der „Kohlenstoffstudie Forst und Holz Schleswig-Holstein“ der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/wald/Downloads/Kohlenstoffstudie.pdf?__blob=publicationFile&v=1) wird für das Jahr 2007 in Schleswig-Holstein und für die Baumart Eiche ein durchschnittlicher Kohlenstoffvorrat von 98 t C/ha (entsprechend einem CO2-Äquaivalent von 360 Tonnen CO2) angegeben. In diesem Wert sind nicht die im Totholz, in der Verjüngung und die im Boden gespeicherten Kohlendioxidäquivalente sowie die dem Wald zuzurechnende Speicherleistung durch langlebige Holzprodukte enthalten. Einen wesentlichen Beitrag liefert dabei der Waldboden. Gemäß der genannten Kohlenstoffstudie werden im Mittel in den Waldböden Schleswig-Holsteins 165 t C / ha im Gesamtboden (Auflage und Mineralboden bis 90 cm) gespeichert, dies entspricht einem CO2-Äquivalent von 605 Tonnen CO2 / Hektar. (Drucksache 22-3177, Frage 38)
Wie fließen die Bäume in die qualitativen Zielsetzungen des Klimaplans ein?
Antwort gemäß Drucksache 22/3358, Antwort 23: Im Transformationspfad Klimaanpassung wird das übergeordnete qualitative Ziel verfolgt, Hamburg zu einer klimaresilienten Stadt zu entwickeln. Unter dem Punkt „Bäume in der Stadt“ wird insbesondere der städtische Altbaumbestand, der bedeutende stadtklimatische, ökologische und ästhetische Funktionen übernimmt, hervorgehoben. Großkronige Bäume sind leistungsstarke Klimaanlagen für die Hitzevorsorge in urbanen Räumen. Neben allen Neu- und Ersatzpflanzungen von Bäumen muss also der Erhalt der etablierten Bestandsbäume höchsten Stellenwert erhalten. Aufgrund der klimatischen Veränderungen sollen zudem neue Erkenntnisse um den Stellenwert von Bäumen für die Freiraumplanung und um die Bedeutung der Lebensansprüche von Bäumen an Standort und Pflege gewonnen werden. Daraus sollen Konsequenzen für das Hamburger Stadtgrün gezogen und insbesondere Vorgaben für Standort und Pflege der Stadtbäume sowie Empfehlungen zur Sortenwahl entwickelt werden.
Ausgleichsflächen
Die Ankäufe innerhalb und außerhalb Hamburgs werden aufgeschlüsselt nach Jahren in der nachfolgenden Tabelle aufgezeigt:
|
Jahr 2015 |
Jahr 2016 |
Jahr 2017 |
Jahr 2018 |
Jahr 2019 |
Jahr 2020 |
Innerhalb Hamburgs |
||||||
Bezirk Mitte |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
35.936 |
– |
1.322 |
278.231 |
– |
14.647 |
Bezirk Altona |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
14.375 |
– |
– |
– |
– |
– |
Bezirk Eimsbüttel |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
181.274 |
16.149 |
– |
– |
– |
– |
Bezirk Nord |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
– |
– |
– |
– |
– |
– |
Bezirk Wandsbek |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
4.774 |
16.140 |
43.908 |
13.220 |
49.564 |
49.082 |
Bezirk Bergedorf |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
490.936 |
190.815 |
141.215 |
37.523 |
477.729 |
285.864 |
Bezirk Harburg |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
49.830 |
207.505 |
– |
2.542 |
32.197 |
8.242 |
Außerhamburgisch |
||||||
Fläche in Quadratmeter |
388.172 |
141.932 |
– |
376.188 |
230.589 |
315.606 |
Aufwertungsmaßnahmen außerhalb Hamburgs sind folgender Übersicht zu entnehmen:
Jahr |
Ort |
Maßnahme |
2015 – 2020 |
Wedel |
Waldumbau |
2015 – 2020 |
Haseldorf |
Entwicklung von Feuchtbereichen |
2016 |
Wedel |
Grünlandextensivierung |
2016 |
Oststeinbek |
Entwicklung von Gehölzen, Hecken und Knicks |
2016 |
Kreis Herzogtum Lauenburg |
Entwicklung von Trockenrasen, Ruderalfluren und Gehölzen |
2016 |
Schmalfeld |
Entwicklung eines Knicks |
2016-2019 |
Neu Wulmstorf |
Herstellung von Heideflächen und Trockenrasen |
2017 |
Tensfeld |
Gehölzentwicklung und Trockenrasen |
2019 |
Itzstedt |
Entwicklung von Weideflächen mit Feldgehölzen und Sukzessionsflächen |
Quelle: Drucksache 22-3177
Außerhalb Hamburgs wurden in den Jahren seit 2015 Ausgleichsflächen im folgenden Umfang festgelegt:
2015 |
1 ha |
2016 |
11,5 ha |
2017 |
9,2 ha |
2018 |
32 ha |
2019 |
0,7 ha |
2020 |
4,8 ha |
2021 |
– |
Quelle: 22-3762
Fazit
Zu den wesentlichen Elementen des Hamburger Baumbestandes gehören gemäß Senat die Bäume des öffentlichen Grüns, Straßenbäume, Wälder sowie Bäume auf privatem Grund (22/2237). Der Senat hat sich das Ziel gesetzt, diesen Baumbestand konstant zu halten (u. a. siehe Pressemitteilung der BUKEA und Einzelplan 6.2). Mit Drucksache 22/3359 teilt der Senat mit, dass er im Übrigen nicht von steigenden CO2-Emissionen durch Wegfall von Bäumen ausgeht. Ziel des Senats in dieser Legislaturperiode ist es, neben dem langfristigen Schutz und Erhalt des Straßenbaumbestandes bei Verlusten und Fällungen für angemessene Ersatzpflanzungen innerhalb des Stadtgebiets zu sorgen.
Mit den derzeit den Bezirksämtern zur Verfügung gestellten Mitteln weist der Senat ein strukturelles Baumdefizit auf. Lediglich mit Umschichtungen der Mittel kann die Statistik der Straßenbäume aufgehübscht werden, jedoch sinkt der Gesamtbaumbestand unaufhaltsam. Eine transparente Darstellung des tatsächlichen Defizites verhindert der Senat aktiv.
Der Senat muss endlich eine transparente Statistik aller Fällungen und Nachpflanzungen zur Verfügung stellen, damit berechnet werden kann, welche finanziellen Mittel für einen konstanten Baumbestand erforderlich sind.
Wer ehrlich gegen den Klimawandel ankämpfen will, muss mindestens jeden gefällten Baum nachpflanzen und selbst die Eins-zu-eins-Quote ist noch zu gering. Das Grünvolumen, welches bei Fällungen von großen Bäumen entfällt, kann von einem Jungbaum erst nach Jahrzehnten ersetzt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.sandrokappe.de/baeume2021/