Hamburger Senat und Wandsbeker Bezirksamt bleiben stur: Schulweg und Weg zur U-Bahn an der Seebek soll ohne Beleuchtung bleiben
Muss erst etwas Schlimmes passieren?
Zu dem Thema habe in der Bezirksversammlung und in der Bürgerschaft zahlreiche Anfragen geschrieben.
Bisher gibt es keinen Hauch von Einsicht. Viele der direkten Anwohner/innen wünschen sich Beleuchtungsanlagen auf dem Weg entlang der Seebek, zwischen Richeystraße und Heinrich-Helbing-Straße.
Die Verwaltung sieht Insekten und Amphibien durch Licht gefährdet. Eine Kompromisslösung – Laternen mit Bewegungssensoren – wird ebenfalls abgeschmettert.
Die Mopo berichtete – Anwohner/innen haben sich an die Zeitung gewandt, um Druck auf die Politik und Verwaltung auszuüben. Ihr Argument: Der Weg wird als Schulweg und als Weg zur nächstgelegenen U-Bahn-Station (Habichtstraße) genutzt. Durch die fehlende Beleuchtung ist dieser jedoch sehr unsicher. Ob dunkle Gestalten oder Stolpergefahr – mit einer Beleuchtungslösung wäre Vielen geholfen.
Nun habe ich eine erneute Anfrage an den Hamburger Senat gestellt (22-1693), der leider nur sehr verkürzt auf meine Fragen antwortet. Für mich unverständlich, die Sorgen und Nöte der Anwohner/innen in dieser Angelegenheit mit dem Verweis auf bereits gegebene Antworten einfach abzuwatschen.
Damit Sie leicht einen Überblick bekommen können, hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was fordert die CDU?
Eine Lösung, die mit der Sicherheit der Menschen und dem Schutz der Natur in Einklang steht: On-Demand-Laternen, die sich durch Bewegungsmelder anschalten und nach einiger Zeit wieder ausgehen. Es gibt sogar Laternen mit Solarzellen, die keine Kabel benötigen.
– das wäre ein Gewässerunterhaltungsweg. Gewässerunterhaltungswege wären keine öffentlich gewidmeten Flächen (Drs. 21-0022)
– Gewässerkorridore würden in besonderem Maße von Insekten als Lebensraum genutzt. Diese werden durch das Licht irritiert bzw. vom Licht angezogen und verenden an den Lampen. (Drs. 21-0022)
– Laternen mit Bewegungssensoren kämen nicht in Frage, da sie nicht zuverlässig wären. Bei Ausbleiben der Detektion würde man unvermittelt im Dunkeln stehen.
– vielmehr käme dauerhafte Minimalbeleuchtung mit Erhöhung der Lichtstärke im Bedarfsfall in Frage (was wiederum die Insekten und andere Tiere und Pflanzen stören würde)
Was ignorieren das Bezirksamt und der Senat?
– laut der Freiraumstrategie der Stadt Hamburg ist auf diesem Weg der „Erhalt und Entwicklung eines durchgängigen Wegenetzes […] insbesondere für Fußgänger und Radfahrer“ geplant. So ist es auf der offiziellen Fachkarte für diesen Wegabschnitt eingezeichnet (Seite 4 der Karte). Das ist dem Bezirksamt bekannt. (Drs. 21-0333.1)
– Dem Bezirksamt ist bekannt, dass der Weg als Strecke zur U-Bahn genutzt wird. (Drs. 21-0333.1)
– die Unterschriftensammlung von Anwohner/innen und die Foto-Aktion für die Hamburger Morgenpost
– den Beschluss der Bezirksversammlung Wandsbek, zu einem runden Tisch aufzurufen (das Bezirksamt sagt, dies müsse der zuständige Fachausschuss in die Wege leiten). (Drs. 21-1227)
Was widerspricht sich besonders?
Der Weg zwischen Richeystraße bis Appelhoffweiher weist eine Beleuchtung auf. Im Gegensatz zum Weg entlang der Seebek, zwischen Richeystraße und Heinrich-Helbing-Straße, wurde hier Beleuchtung installiert.
Das Bezirksamt Wandsbek schreibt dazu:
Die Beleuchtung […] wurde vor mehr als 25 Jahren hergestellt, der Grund war vermutlich die Funktion als wichtiger Schulweg. Warum der Weg südlich damals nicht beleuchtet wurde ist dem Bezirksamt Wandsbek nicht bekannt, vermutlich gab es die Wegeverbindung damals noch nicht.
Ich stelle also fest: Weil der Weg weiter nördlich vermutlich ein wichtiger Schulweg war, wurde Beleuchtung installiert. Genau das wollen wir jetzt auch, egal, wie der Weg gewidmet ist.
Wie geht es weiter?
Der Umweltausschuss (Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz) der Bezirksversammlung Wandsbek muss zu einem runden Tisch aufrufen, der alle Beteiligten zu einer Kompromisslösung anregt. Das Bezirksamt tut es ja nicht, obwohl es so beschlossen war.
Was meinen Sie dazu?
Update 13.11.2020: Kleine Anfrage 22/1974
In der Fachkarte „Grün Vernetzen“ ist das Wegstück zwischen Richeystraße und Heinrich-Helbig-Straße als gesamtstädtisch bedeutsame Grünverbindung und als ein Teil des Hauptwegenetzes des Freiraumverbunds gekennzeichnet. Der Legende der Karte ist zu entnehmen, dass das Hauptwegenetz „die Nutzbarkeit (…) für Fußgänger und Radfahrer sicherstellen“ soll.
Auch im Landschaftsprogramm (LaPro, Seite 4, Blatt „Ost“) ist der besagte Weg, aufgrund der dort vorhandenen Kleingärten, mit den Entwicklungszielen von eingeschränkt nutzbaren Grünanlagen versehen. Eines dieser Ziele ist die „Verbesserung der öffentlichen Zugänglichkeit und/oder Nutzbarkeit“.
Laut Senat ist jedoch weder mit den Zielen des LaPro noch der Fachkarte, welche lediglich Empfehlungscharakter aufweist, die Errichtung von Beleuchtungsanlagen verbunden.
Die Kompromissidee, smarte und/oder energieautarke Straßenbeleuchtung auf diesem Weg zu installieren, stößt auf Ablehnung.
Bei Betrieb mit Solarzellen stünden die Baumkronen im Weg und die Lichtausbeute sei bei uns im hohen Norden zu gering. Daher gibt es auch keine solar- und auch keine windbetriebenen Straßenlaternen in Hamburg.
Bei smarter Beleuchtung tut man sich in der Hansestadt ebenfalls schwer – die Investitions- und Betriebskosten seien zu hoch.
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Ra in Ha (Dienstag, 20 Oktober 2020 14:25)
Hallo Herr Kappe. Ich verstehe das alles nicht. Kann es sein, dass kein Geld ausgegeben werden soll? Ich frage mich auch, inwieweit Insekten und Amphibien bei niedrigen bis eisigen Temperaturen im Herbst und Winter, überhaupt noch aktiv sind. Eine Beleuchtung ist wirklich angezeigt. Bitte bleiben Sie am Ball.