Die Schwimmhalle des damals in öffentlicher Hand gelegenen Berufsförderungswerks Farmsen (BFW) ist für den Stadtteil Farmsen-Berne und angrenzende Stadtteile von elementarer Bedeutung.
Sie ist geschlossen und soll demnächst abgerissen werden. Derzeit müssen viele Angebote zum Schwimmenlernen, zur Integrationsförderung, zum Frauen- und Mädchenschwimmen in einem geschützten Raum, zur körperlichen und psychischen Rehabilitation und Therapie, zum Training für Rettungsschwimmer, zur sportlichen Ertüchtigung, zum Schulschwimmen, zum gemeinsamen Bewegen als Vorbeugung für Alterserscheinungen und zur Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation entfallen und können auch nicht alle auf andere Schwimmhallen ausgelagert werden.
Der Nutzungsplan (BV-Drs. 20-7504, Bezirksversammlung Wandsbek) sieht 26 Nutzergruppen vor, darunter Schulen, die DLRG, den Bürgerverein Farmsen-Berne e.V., Schwimmschulen und Schwimmvereine.
Die Bezirksversammlung Wandsbek hat mit der BV-Drs. 20-6970.1, nochmals bekräftigt mit BV-Drs. 20-7444.1, jeweils einstimmig beschlossen, die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Fläche des ehemaligen BFW vorgegeben. Unter anderem sind für das Schwimmbad ein absenkbarer Boden und die Maße der Wasserfläche von 12,5 mal 25 Metern Bedingung.
Mit meiner Anfrage 22/5098 habe ich nach dem aktuellen Stand gefragt, denn bisher ist nichts vorangekommen. Leider ist dies so geblieben:
Ein neuer Betreiber ist nicht gefunden. Die Reihenfolge ist laut Senat: Fortschritt in der Bauplanungsphase –> Interessenbekundungsverfahren –> Verhandlungen mit Betreibern. Das heißt: Es gibt zu einem neuen Betreiber oder einem Verhandlungsstand nichts zu vermelden.
Auch zum geplanten Standort zum Gelände der Erich-Kästner-Stadtteilschule gibt es keinen neuen Stand – „derzeit erfolgen Gespräche“.
Folgende Eckpunkte des Anforderungsprofils sind festgelegt:
- vier Bahnen mit jeweils 25 m, nicht wettkampftauglich
- kein Hubboden, sondern ein abfallender Boden von 0,8 Meter hin zu zwei Meter Wassertiefe
- 28°C Wassertemperatur
- fünf Sammelumkleidekabinen
- Trennwände bei den Duschen
- rollstuhlgerechte Bauweise
- Farbakzente als Orientierungshilfe für Sehbehinderte.
Nach Möglichkeit sollen folgende Merkmale aufgenommen werden, die im Workshop mit Nutzergruppen und Bezirksversammlungsmitgliedern erarbeitet wurden:
- barrierefreie Ausstattung mit Haltegriffen und Handläufen für Gehbehinderte
- Bodenleitsystem, farbig für blinde/sehbehinderte Menschen
- entsprechende farbige Akzente im Bad
- Wasserhebelift für Rollstuhlfahrer (Übernahme bestehender Lift soll geprüft werden)
- von außen blickdichte, aber dennoch mit Tageslicht erhellte Halle
- Wärmesitzbank in der Schwimmhalle
- Schwimmbadübliche Ausstattung mit Rettungsmitteln und Beckenbeleuchtung
- Technik für Durchsagen/Lautsprecherverkabelung in der Schwimmhalle
- Schwimmmateriallager
Ein Datum für den Baustart kann der Senat nicht nennen. Nicht einmal eine grobe Jahresangabe.
Die Finanzierung ist ebenfalls noch nicht geklärt: Der Bund soll 45 Prozent der Kosten übernehmen, 55 Prozent die Stadt Hamburg. Doch es liegt weiterhin nur ein vorläufiger Zuwendungsbescheid vor. Für die Unterlagen eines Antrags würden noch Fakten fehlen, wie etwa die Eigentumsverhältnisse des neuen Standortes.
Die bisherigen Nutzergruppen schauen in die Röhre. Eindeutig hat die Bezirksversammlung beschlossen, dass den bisherigen Nutzern aktiv dabei geholfen werden soll, Ersatzhallenzeiten in anderen Schwimmbädern zu erhalten. Aktiv heißt proaktiv. Doch die Verwaltung wartete ab, bis sich jemand von selbst meldet. Die DLRG tat dies, ihr konnten jedoch weder in der Bäderland-Bädern Volksdorf noch Rahlstedt Hallenzeiten angeboten werden. Auch hier: die Prüfung dauert an.
Zum Standort des Kinder- und Familienzentrums und anderer Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt gibt es keine Neuigkeiten: „Der Investor stimmt derzeit noch die Auslobung für das beabsichtigte städtebaulich-landschaftsplanerische Wettbewerbsverfahren mit dem Bezirksamt Wandsbek ab.“
Fazit: Die Verwaltung muss die Gespräche und Bauplanung jetzt endlich vorantreiben. Es kann nicht sein, dass die Farmsener nicht einmal einen Anhaltspunkt erhalten, wann sie einen Ersatzbau erhalten.