Die Kita am Erich-Ziegel-Ring in Hamburg-Steilshoop wird im Frühjahr 2026 geschlossen. Der städtische Träger Elbkinder verlegt den Standort an die benachbarte Kita Gropiusring. Bereits zum 1. September 2025 wechseln die Elementarkinder dorthin, Krippenkinder folgen später. Die vollständige Aufgabe des Standorts soll abgeschlossen sein, sobald alle Kinder den Übergang vollzogen haben (Quelle: Drucksache 23/40).
Die Elbkinder begründen die Maßnahme mit einem insgesamt rückläufigen Bedarf an Betreuungsplätzen in Steilshoop, Bramfeld und Farmsen-Berne – gestützt auf Prognosen des Statistikamts Nord. Hinzu kämen bauliche Probleme: Das Gebäude am Erich-Ziegel-Ring wurde ursprünglich als Wohnraum konzipiert und sei nur als behelfsmäßiges Kita-Provisorium genutzt worden. Auch der angespannte Fachkräftemarkt mache eine Bündelung von Ressourcen notwendig, um Qualität und Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten.
Für die betroffenen 121 Kinder – 36 Krippen- und 85 Elementarkinder – soll ein sanfter Übergang gewährleistet werden. Frühzeitige Besuche in der Kita Gropiusring, begleitet durch die vertrauten pädagogischen Fachkräfte, sollen eine kindgerechte Eingewöhnung ermöglichen. Die Mitarbeitenden können ebenfalls am neuen Standort weiterarbeiten.
Doch es gibt Kritik. In einem öffentlichen Schreiben, das zunächst als Leserbrief erschien, meldete sich ein langjähriger Einwohner Steilshoops zu Wort. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Wohnungen am Erich-Ziegel-Ring endlich ihrer ursprünglich vorgesehenen Nutzung zugeführt werden. Aus seiner Sicht wurde die Kita als Provisorium errichtet – mit dem Versprechen, eine dauerhafte Lösung zu finden. Nun erfolge die Schließung ohne echte Perspektive für den Stadtteil: Statt einer Verlagerung werde das Kita-Angebot in Steilshoop reduziert.
Besonders problematisch sei dabei, dass zukünftige Entwicklungen offenbar nicht ausreichend berücksichtigt wurden: Die SAGA plant aktuell rund 500 neue Wohneinheiten am nahegelegenen Bramfelder See. Damit ist absehbar, dass der Bedarf an Kita-Plätzen in der Region eher steigen als sinken wird. Der Rückbau der Kita am Erich-Ziegel-Ring wirke vor diesem Hintergrund kurzsichtig.
Dabei gibt es durchaus eine praktikable Lösung: Das derzeit in Sanierung befindliche städtische Gebäude der ehemaligen Kita „Pusteblume“ wäre ein geeigneter Ersatzstandort gewesen (siehe: https://www.sandrokappe.de/das-gebaeude-der-ehemaligen-kita-pusteblume-es-geht-nur-langsam-voran-polizei-nutzt-die-flaeche-nun-regelmaessig/). Die Immobilie gehört der Stadt, und dort soll perspektivisch wieder eine Kita einziehen. Ein Umzug dorthin hätte nicht nur die Kinder wohnortnah versorgen, sondern auch die Wohnnutzung am Erich-Ziegel-Ring endlich realisieren können – wie ursprünglich vorgesehen.
Fazit und Statement:
Die Schließung der Kita Erich-Ziegel-Ring offenbart eine strategische und kommunikative Schieflage. Während der städtische Träger Elbkinder sich mit Verweis auf Prognosen und Personalengpässe zurückzieht, bleiben zentrale Fragen offen: Warum wurde eine alternative Lösung wie der Umzug in die Kita Pusteblume nicht verfolgt? Warum wird ein bestehendes Betreuungsangebot reduziert, obwohl der Stadtteil kurz vor einer massiven Wohnraumerweiterung steht? Die Reduzierung der Plätze in Steilshoop mag kurzfristig als Entlastung erscheinen – langfristig jedoch droht sie, zum strukturellen Problem zu werden.