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Hamburgs Gründungsförderung: Verpasst die Hansestadt den Anschluss? Ein Weckruf für die Hamburger Innovationspolitik

Hamburg gilt als eine der wirtschaftlich stärksten Städte Deutschlands. Mit einem robusten Wirtschaftssektor, florierenden Unternehmen und einem internationalen Hafen sollte man annehmen, dass die Stadt auch in die Zukunft investiert. Doch beim Thema Gründungsförderung hinkt Hamburg der Bundeshauptstadt Berlin hinterher. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Berlin investierte 2023 mit 149,1 Millionen Euro fast dreimal so viel in die Förderung von Startups und innovativen Unternehmen wie Hamburg mit lediglich 50 Millionen Euro. Diese Schieflage wirft die Frage auf: Warum investiert Hamburg trotz seiner wirtschaftlichen Stärke so wenig in die Zukunft?

Berlin als Vorbild für Gründungsförderung

Berlin hat sich als führendes Innovationszentrum etabliert. Die Hauptstadt investierte allein 2023 fast doppelt so viel wie im Vorjahr und konnte damit 377 Gründungsvorhaben unterstützen. Besonders hervorzuheben sind Programme wie „Pro FIT“ mit einem Finanzierungsvolumen von 29,8 Millionen Euro oder die „Gemeinschaftsaufgabe (GRW)“, die mit 38,6 Millionen Euro gefördert wurde. Dabei setzt Berlin gezielt auf thematische Schwerpunkte wie Digitalisierung, soziale Innovationen und internationale Markterschließung.

Hamburg: Langsame Fortschritte, aber kein Wettbewerbsvorteil

Hamburg hat in den letzten Jahren durchaus Fortschritte gemacht. Das Fördervolumen wurde von 9 Millionen Euro im Jahr 2014 auf über 50 Millionen Euro in 2024 erhöht. Doch das reicht nicht aus. Die Innovationsprogramme der Hansestadt wie „InnoRampUp“ oder „Green Aviation Technologies“ bleiben in der Skalierung hinter denen Berlins zurück. Hamburgs Senat argumentiert, dass die Hansestadt im Vergleich zu Berlin keine Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) erhält. Doch allein darauf kann die unzureichende Förderung nicht geschoben werden.

Verpasste Chancen und mangelnde strategische Weitsicht

Ein weiteres Problem: Während Berlin aktiv Kapital von EU-Programmen wie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) einwirbt, liegt Hamburgs Anteil an EFRE-Fördermitteln bei nur 64 Millionen Euro – während Berlin fast das Zehnfache erhält. Dies zeigt, dass Hamburg sich international nicht ausreichend positioniert, um Fördermittel abzurufen.

Hinzu kommt, dass Hamburgs Startup-Strategie wenig ambitioniert erscheint. Während in Berlin Programme mit hoher Skalierbarkeit umgesetzt werden, verlässt sich Hamburg weiterhin auf bestehende Strukturen und inkrementelle Verbesserungen. Doch inkrementelle Verbesserungen reichen nicht aus, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Handlungsbedarf: Was Hamburg jetzt tun muss

Hamburg muss dringend seine Förderstrategie überdenken. Statt weiterhin nur punktuelle Investitionen vorzunehmen, braucht es eine massive Erhöhung der Fördermittel. Der Senat sollte sich ambitionierte Ziele setzen, die mindestens ein Gleichziehen mit Berlin beinhalten.

Konkrete Maßnahmen sollten sein:

  1. Erhöhung der Fördermittel auf mindestens 100 Millionen Euro jährlich, um mit Berlin konkurrenzfähig zu bleiben.
  2. Gezielte Programme für Zukunftsbranchen wie Künstliche Intelligenz, GreenTech und Biotechnologie.
  3. Internationale Sichtbarkeit erhöhen, indem Hamburg aktiv an internationalen Startup-Messen und Netzwerken teilnimmt.
  4. Bessere Nutzung von EU-Fördermitteln, um Investitionen in Gründungen deutlich auszuweiten.
  5. Vereinfachung der Förderstrukturen, um Startups den Zugang zu finanzieller Unterstützung schneller und unbürokratischer zu ermöglichen.

Fazit: Hamburg kann es sich nicht leisten, zurückzufallen

Die wirtschaftlichen Vorteile einer starken Gründungsförderung sind erwiesen. Investitionen in Startups kurbeln Innovationen an, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für eine langfristige wirtschaftliche Stabilität. Berlin zeigt, wie es geht – Hamburg muss nachziehen. Andernfalls wird die Hansestadt als Innovationsstandort immer weiter ins Hintertreffen geraten. Die Frage ist nicht, ob Hamburg sich diese Investitionen leisten kann, sondern ob es sich leisten kann, sie nicht zu tätigen.

Quellen:

  • Geschäftsbericht 2023 der Investitionsbank Berlin (IBB)
  • Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Sandro Kappe (CDU) vom 20.01.2025 (Drucksache 22/17612)
  • Next Generation Report 2024 des Startup-Verbands