Während im Baakenhafen ein ökologisches Prestigeprojekt entsteht, setzt Hamburg in Steilshoop auf einfache Systembauten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Diese Entscheidung steht nicht nur in starkem Kontrast zur nachhaltigen Bauweise der HafenCity, sondern ignoriert auch klare Forderungen nach hochwertiger Architektur und sozialer Durchmischung. Schon 2021 forderte die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft, auch in Steilshoop nachhaltige und qualitätsvolle Bauweisen zu berücksichtigen – bislang vergeblich (Drucksache 22/17445).
Steilshoop: Ein Stadtteil mit Herausforderungen
Steilshoop ist seit Jahrzehnten ein Quartier, das durch viele Bewohner in prekären Lebenssituationen geprägt ist. Fehlende soziale Durchmischung und ein Übermaß an günstigen Wohnungsangeboten haben dazu geführt, dass das Viertel oft als Problemstadtteil wahrgenommen wird. Experten und Politiker betonen seit Jahren, dass eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur wesentlich zur Stabilisierung solcher Quartiere beitragen kann.
Ein Blick nach Wilhelmsburg zeigt, wie das gelingen kann: Dort hat die Stadt durch eine gezielte Mischung aus hochwertigem Neubau und sozialem Wohnungsbau nicht nur die Lebensqualität erhöht, sondern auch das Image des Stadtteils deutlich aufgewertet. Ein ähnlicher Ansatz wäre in Steilshoop dringend erforderlich, wird jedoch mit den geplanten Systembauten verfehlt.
CDU-Forderung nach hochwertigem Bau ignoriert
Bereits 2021 machte die CDU in der Bürgerschaft deutlich, dass in Steilshoop nicht nur bezahlbarer, sondern auch hochwertiger Wohnraum geschaffen werden muss. Ziel sei es, nicht nur den sozialen Wohnungsbau zu fördern, sondern auch Wohnungen für mittlere und höhere Einkommen anzubieten, um eine bessere Durchmischung der Bevölkerung zu erreichen. Diese Forderung, die sowohl soziale als auch ökologische Ziele vereint, wurde jedoch von der Rot-Grünen Koaliton weitgehend ignoriert.
Die Pläne für Steilshoop 11 und 12 orientieren sich weiterhin ausschließlich an günstigen Systembauten. Der Fokus liegt auf niedrigen Kosten und schnellen Bauzeiten – Aspekte, die kurzfristig mehr Wohnraum schaffen, aber langfristig die bestehenden Probleme des Stadtteils verschärfen könnten.
Der Kontrast zum Baakenhafen
Während in Steilshoop pragmatische Lösungen dominieren, wird im Baakenhafen ein völlig anderes Bild vermittelt. Dort setzt Hamburg auf innovative Holzhybridbauten, modernste Energiekonzepte und eine Architektur, die weit über die Mindeststandards hinausgeht. Das Quartier ist ein Paradebeispiel für ressourcenschonendes Bauen und soziale Integration – eine Vision, die in Steilshoop ebenfalls dringend gebraucht wird, dort aber offenbar keine Priorität hat.
Kritik der Bewohner bleibt unbeachtet
Anwohnerinnen und Anwohner in Steilshoop äußerten wiederholt den Wunsch nach hochwertigem und nachhaltigem Wohnungsbau, der den Stadtteil langfristig aufwerten könnte. Trotz dieser Bedenken hält die Stadt strikt an den Systembauplänen fest. Der Senat argumentiert, dass die Umsetzung der 2019 durch die SAGA festgelegten Wettbewerbsergebnisse Vorrang habe. Die vorgeschriebenen Standards, wie begrünte Dächer und energetische Mindestanforderungen, erfüllen zwar formale ökologische Vorgaben, bleiben jedoch weit hinter den ambitionierten Ansätzen des Baakenhafens zurück.
Eine vertane Chance für Steilshoop
Indem Hamburg die Forderungen nach nachhaltigem und hochwertigem Wohnungsbau in Steilshoop ignoriert, verpasst die Stadt eine zentrale Chance, den Stadtteil nicht nur sozial, sondern auch ökologisch zu stärken. Eine stärkere Orientierung an den erfolgreichen Konzepten aus Wilhelmsburg oder dem Baakenhafen könnte die soziale Struktur durchmischen und langfristig eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Fazit: Nachhaltigkeit und Qualität für alle
Die Entscheidung, in Steilshoop einfache Systembauten zu errichten, steht sinnbildlich für eine problematische Doppelmoral in der Hamburger Stadtentwicklung. Während in zentralen und prestigeträchtigen Vierteln wie der HafenCity Nachhaltigkeit und hochwertige Architektur Priorität haben, werden sozial benachteiligte Stadtteile wie Steilshoop auf ein Minimum reduziert.
Der Senat ist gefordert, seine Strategie zu überdenken und Steilshoop nicht länger als Experimentierfeld für schnelle und kostengünstige Lösungen zu behandeln. Nachhaltigkeit und Qualität dürfen kein Luxus für privilegierte Stadtteile bleiben – sie müssen zum Standard für alle Hamburger Quartiere werden. Nur so lässt sich eine gerechte, zukunftsfähige Stadtentwicklung realisieren.