Der Hamburger Senat behauptet stets, die Verwaltung sei zunehmend digitalisiert. Doch die tatsächlichen Zahlen sprechen eine andere Sprache. Statt einem Rückgang steigt die Anzahl der Druckseiten weiterhin an, was darauf hindeutet, dass viele Dienstleistungen nach wie vor nicht ausreichend digital abgebildet werden. Ein zentraler Akteur in diesem Bereich ist das Druckzentrum bei Dataport, das als Dienstleister für Hamburg die ausgehende Korrespondenz übernimmt.
Auf die Anfrage zu den Druckzahlen und Kosten der vergangenen Jahre erhielt ich folgende Antwort:
- 2021: 46.983.706 Druckseiten, Kosten: 2.953.960,03 EUR
- 2022: 45.892.910 Druckseiten, Kosten: 2.886.664,04 EUR
- 2023: 47.571.967 Druckseiten, Kosten: 2.992.276,72 EUR
- 2024 (nur bis Juli): 26.574.525 Druckseiten, Kosten: 1.724.952,43 EUR
(Quelle: Drucksache 22/16109)
Zusätzlich dazu wurden allein im Jahr 2023 beeindruckende 298.346.000 Druckseiten in der Hamburger Verwaltung produziert (Quelle: Drucksache 22/16016). Das bedeutet, dass die Gesamtanzahl der gedruckten Seiten im Jahr 2023, wenn man die Seiten des Druckzentrums hinzurechnet, bei fast 346 Millionen Seiten lag.
Umweltbelastung: Wie viele Bäume wurden gefällt?
Diese enormen Druckmengen sind nicht nur teuer, sondern auch umweltbelastend. Um diese Druckseiten zu produzieren, mussten tausende Bäume gefällt werden. Laut Umweltstudien ergibt sich, dass etwa 10.000 bis 20.000 Blatt Papier pro Baum produziert werden können, abhängig von der Papierqualität. Allein 2023 wurden demnach zwischen 17.300 und 34.600 Bäume gefällt, nur um den Papierbedarf der Hamburger Verwaltung zu decken. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Umweltbelastung, die durch die fortgesetzte Nutzung von Papier entsteht.
CDU fordert verstärkte Nutzung des Serviceportals
Angesichts dieser Zahlen fordert die CDU eine stärkere Nutzung des digitalen Serviceportals der Stadt Hamburg. So sollen Bescheide und andere Informationen künftig vermehrt elektronisch an die Bürgerinnen und Bürger übermittelt werden, um Druckkosten und Papierverbrauch zu reduzieren.
Das Serviceportal Hamburg erfreut sich zunehmender Beliebtheit: Laut Angaben vom 31. Mai 2024 haben bereits 641.528 Privatpersonen und 45.411 Unternehmen ein Servicekonto eingerichtet. Diese Zahlen zeigen einen kontinuierlichen Anstieg:
- 2021: 351.470 Privatpersonen, 25.302 Unternehmen
- 2022: 468.734 Privatpersonen, 33.742 Unternehmen
- 2023: 594.301 Privatpersonen, 42.610 Unternehmen
(Quelle: Drucksache 22/15790)
Dieser Trend verdeutlicht das Vertrauen, das die Hamburger Bevölkerung in das digitale Angebot setzt.
Ausbau der Funktionalitäten des Serviceportals notwendig
Trotz des wachsenden Nutzerinteresses bleibt viel ungenutztes Potenzial. Der CDU-Vorschlag zielt darauf ab, das Serviceportal zu erweitern, um Bürgerinnen und Bürger noch gezielter und proaktiver zu informieren. So könnten neben Bescheiden wichtige Änderungen wie Baustellen, Halteverbotszonen oder Grünpflege über Push-Nachrichten direkt an die betroffenen Anwohner gesendet werden. Die derzeitigen Informationswege, die oft zu spät und unzureichend sind, könnten durch eine solche digitale Kommunikation ersetzt werden.
Das Beispiel der Stadtreinigung zeigt, wie es gehen kann
Ein gutes Beispiel bietet die Stadtreinigung Hamburg: Bürger, die sich für deren digitalen Dienst angemeldet haben, werden automatisch über Abfuhrtermine und Änderungen informiert. Dies zeigt, wie ein solches System erfolgreich funktionieren kann. Ähnlich könnte das Serviceportal genutzt werden, um frühzeitig über relevante Maßnahmen zu informieren, die das alltägliche Leben in Hamburg betreffen.
Fazit: Digitalisierung bietet Einsparpotenzial und bessere Kommunikation
Die fortschreitende Digitalisierung bietet enorme Chancen zur Kosten- und Ressourceneinsparung sowie zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung. Ein verstärkter Einsatz des Serviceportals könnte nicht nur den Papierverbrauch erheblich reduzieren, sondern auch die Lebensqualität in der Stadt durch eine effizientere und zeitnahe Informationsverteilung steigern.
Es ist an der Zeit, dass Hamburg diese digitalen Möglichkeiten nutzt, um den Weg zu einer nachhaltigeren und moderneren Verwaltung einzuschlagen.