Kurzzusammenfassung (detaillierte Zusammenfassung weiter unten)
Die Stadtteilkonferenz Farmsen-Berne fand erstmals nach der Corona-Pause statt, eingeladen wurde von Jürgen Wippermann und Uwe Völsch. Rund 35 Personen versammelten sich in der Evangelischen Kirchengemeinde, um ohne feste Tagesordnung verschiedene Themen zu diskutieren.
Ein Diskussionspunkt war die Verkehrssituation auf dem Berner Heerweg, dem Rahlstedter Weg und dem U-Bahnhof Berne. Besonders der U-Bahnhof bereitet Sorgen, da geplante Umbauarbeiten die Verkehrssituation verschärfen könnten.
Ein weiteres wichtiges Thema war das Sicherheitsgefühl in der Gegend um den Farmsener U-Bahnhof. Anwohner berichteten von vermehrten Einbrüchen und Vandalismus, der oft nicht angezeigt wird, da die Erfolgsaussichten gering sind. Die Polizeieinsätze am U-Bahnhof Farmsen waren im Jahr 2022 mit 195 sehr hoch – der U-Bahnhof ist Farmsen ist auf Platz 5 aller Haltestellen in Hamburg bei den Polizeieinsätzen.
Die CDU schlug mehr Polizeipräsenz und eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters als Lösungsansätze vor. Teilnehmer schlugen vor, Streetworker einzusetzen, um Jugendlichen, die Straftaten begehen, Unterstützung und Lebensberatung zu bieten.
Das Thema der Flüchtlingseinrichtung Am Luisenhof/Tegelweg wurde ebenfalls diskutiert. Vertreter von Fördern und Wohnen berichteten über die Situation und betonten, dass die Flüchtlingsinfrastruktur in der Nähe bereits vorhanden sei.
Die Infrastruktur für Kinderbetreuung, Schulen, Spiel- und Sportplätze wurde auf der Sitzung von Vielen als unzureichend angesehen. Vertreter von SPD und Grünen versicherten, an Lösungen zu arbeiten, aber die Situation sei komplex.
Vertreter des SC Condor berichteten über ihre Bemühungen zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund im Sportverein.
Die nächste Stadtteilkonferenz wurde für den 9. Oktober 2023 terminiert, wieder in der Evangelischen Kirchengemeinde am Bramfelder Weg 25b. Es bleibt eine offene Plattform für Interessierte, ohne Anmeldung.
Insgesamt bot die Konferenz eine Gelegenheit für Bürger, Institutionen und Politiker, verschiedene Themen wie Verkehr, Sicherheit, Integration und Infrastruktur zu diskutieren und gemeinsam Lösungsansätze zu finden.
Langversion
Während der Corona-Pandemie fand die Stadtteilteilkonferenz nicht statt – und wurde jetzt wieder reaktiviert. Jürgen Wippermann und Uwe Völsch luden alle Interessierten am 31.08.2023 um 18:30 Uhr in die Evangelische Kirchengemeinde am Bramfelder Weg 25B.
Traditionell gab es keine Tagesordnung und damit für jede und jeden die Möglichkeit, Themen einzubringen. Etwa 35 Personen fanden sich im Stuhlkreis ein, moderiert von Pastor Jürgen Wippermann. Viele Teilnehmer sind Vertreter/innen von Institutionen, so waren vor Ort: die mgf Gartenstadt Farmsen eG Mieter- und Wohnungsbaugenossenschaft, der SC Condor, Michael Hertel vom Wochenblatt, das Open Hus Molly, der Treffpunkt Mahlhaus, das Gymnasium Farmsen, verschiedene Kitas, der Treffpunkt Hamburg Ost-Mahlhaus (Sozialkontor), die Initiative gegen den Abriss der Berner Friedenskirche, der Bürgerverein Farmsen-Berne, F&W (Fördern und Wohnen) sogar mit Mitarbeitern/-innen verschiedener Einrichtungen, die Bücherhalle und die Parteien SPD, Grüne, FDP und natürlich auch zwei Vertreter der CDU mit Gerald Neubauer, Ortsvorsitzender der CDU Farmsen-Berne, und Mathias Rahn, Vorstandsmitglied der CDU Bramfeld/Steilshoop. Auch Bürger/innen ohne Verbindung zu Institutionen stellten sich vor, darunter einige Mieter/innen der mgf.
Moderator Wippermann zeigte eine Verbindung von der Gründung der Konferenz zu heute auf. Damals in den 90er-Jahren, fanden sich die interessierten Farmsener und Berner zusammen, um rechtsradikalen Bestrebungen entgegenzutreten und sich zu beraten, zu verbünden und zu vernetzen. Gerade am selben Tag gab es einen beunruhigenden MOPO-Artikel, der Vandalismus, Bedrohung von Bauarbeitern und das Hinterlassen eindeutiger Botschaften auf der Baustelle der im Bau befindlichen Geflüchtetenunterkunft Am Luisenhof/Tegelweg thematisiert.
Erstes Thema war die Verkehrssituation auf dem Berner Heerweg, dem Rahlstedter Weg wie auch dem U-Bahnhof Berne. Gerade Letzterer wird für viele Verkehrsteilnehmer umbaubedingt künftig noch mehr Stress auslösen. Auch der Wegfall einer PKW-Spur je Richtung des Berner Heerwegs wird die Situation verschärfen statt entspannen, so Stimmen von Anwohnern.
Unsicherheitsgefühl am Farmsener U-Bahnhof
Anwohner/innen berichteten von vermehrten Einbrüchen rund um die Gegend des U-Bahnhofs und von vermehrtem Vandalismus. Letzterer, bspw. abgetretene Autospiegel, würde oft nicht zur Anzeige gebracht, da sich geringe Erfolgsaussichten auf Auflösung des jeweiligen Falles ausgerechnet würden. Es gäbe also eine hohe Dunkelziffer. Die Einbruchsrate an der Eckerkoppel sei gestiegen, vor wenigen Tagen sei eine ältere Dame am Luisenhof überfallen worden und viele stimmten der Aussage zu, dass man sich gerade nachts am U-Bahnhof Farmsen unsicher fühle. Auch drumherum seien zu bestimmten Uhrzeiten zwielichte Gruppierungen unterwegs, mit denen man sich lieber nicht auseinandersetzen wolle. Gefühlt gäbe es zudem mindestens jeden Tag einen Polizeieinsatz.
CDU-Vertreter Mathias Rahn benannte die durch eine Bürgerschaftsanfrage vom Fraktionschef Dennis Thering frisch bekannt gewordene Zahl: 195 Polizeieinsätze gab es hier im Jahr 2022. Damit ist der U-Bahnhof Farmsen auf Platz 5 aller Haltestellen in Hamburg in 2022. Die beiden Jahre davor waren es sogar noch mehr Einsätze. Weiteres dazu hier: https://www.sandrokappe.de/u-bahnhof-farmsen-mit-den-drittmeisten-polizeieinsaetzen-seit-2020-hier-muss-endlich-was-passieren/
Während jedoch Bürgerschaftsabgeordneter Lars Pochnicht (SPD) auf besseren Einbruchsschutz der eigenen Wohnung oder des eigenen Hauses verwies und die vielen Einsätze am U-Bahnhof damit erklärte, dass das kein neues Phänomen und der U-Bahnhof ein großer Umsteigebahnhof wäre, benannte Rahn die Lösungsansätze der CDU: Mehr Polizeipräsenz und eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters als zwei wichtige Forderungen eines ganzen Konzepts. Mehr dazu hier: https://www.sandrokappe.de/hamburg-wieder-zur-sichersten-grossstadt-deutschlands-machen-positionen-der-cdu-hamburg/
Doch auch wenn die Polizei bei Beobachtung eines Delikts hinzugerufen würde, hätten Anwohner/innen schon gesehen, wie junge Personen dann einfach wegrennen würden. Eine Anwohnerin brachte den Vorschlag ein, sich für Streetworker stark zu machen, sodass Jugendliche, die Straftaten begehen, Beratung/Hilfe/Vorbilder/Lebenswege aufgezeichnet bekämen. Pastor Wippermann berichtete, dass die zuständigen Behörden auf solche Forderungen früher immer wieder mit der Aussage aufwarteten, dass der Stadtteil schon dementsprechend gut versorgt wäre.
Da die Themen gefühlte (Un-)Sicherheit und tatsächliche Kriminalität Hand in Hand gehen und konkrete Fragen am besten die Hüter von Recht und Gesetz beantworten können, soll für die nächste Sitzung möglichst der Stadtteilpolizist eingeladen werden.
Flüchtlingseinrichtung Am Luisenhof/Tegelweg
Einige Bürger/innen, die heute vor Ort waren, erlebten auch die Regionalausschusssitzung am 29.09.2022 in der Karl-Schneider-Halle am Berner Heerweg mit. Dort kamen viele Anwohner/innen, die den Referentenvorträgen der Sozialbehörde und des LIG zuhören und vor allem Fragen stellen, Bedenken äußern und teils auch ihren Unmut demonstrieren wollten. Heute äußerten einige, dass sie die Regeln des Ausschusses für übertrieben hielten. Über Grundsätze wie das Verbot von Plakaten oder keine Zwiesprache (Reden nach Erlaubnis des Vorsitzenden) wurde sich geärgert. Das wurde auch schon im September sehr deutlich. Zumindest die Regeln vorher klar und deutlich für alle klarstellen, wäre sinnvoll gewesen, so ein Anwohner. Auf Letzteres konnten sich die Vertreter der demokratischen Parteien, die vor Ort waren, einigen und es gab auch Verständnis. Schließlich seien die Regeln nicht allen bekannt, die meisten waren wohl das erste Mal in einem Ausschuss. Doch alle Parlamente sind regelbasiert, sonst würden sie nicht funktionieren – auch das war Konsens bei den antwortetenden Politikern.
Moderator Jürgen Wippermann meinte, dass Farmsen-Berne die hohen Zahlen von 2015 bis jetzt eigentlich gut gemanagt bekam, was eine gute Nachricht wäre.
Vertreterinnen von F&W berichteten vom Alltag, ihren Erfahrungen und dem Weg, den ein/e Asylbewerber/in geht von Erstaufnahme bis Wohnheim und später hoffentlich eigene Wohnung. In der Meilerstraße bspw. sei es ruhig. Abgesehen von gelegentlichen kleineren Streitigkeiten, die nunmal nicht ausbleiben. Das träfe auch auf die Einrichtung an der Steilshooper Allee, nahe dran an der Straße Am Luisenhof, zu. Und diese gäbe es seit mehr als 30 Jahren. Ein Grund für Aufregung wäre die Neuankunft von Menschen, die eine Zuflucht suchen, nicht.
Man dürfe sich die öR – die öffentlich-rechtliche Unterbringung nicht wie eine Mietwohnung vorstellen. Pro kleinem Zimmer sind zwei Personen untergebracht, die sich oft vorher fremd waren. Doch sie wären froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Angesprochen wurde von der Vertreterin von Fördern und Wohnen auch die Synergien, die sich bei der neuen Geflüchtetenunterkunft am Luisenhof/Tegelweg ergeben würden. Die Flüchtlingsinfrastruktur sei in unmittelbarer Umgebung vorhanden, man fange nicht bei Null an, die Mitarbeiter/innen der Einrichtungen können sich untereinander austauschen und helfen.
Das Thema „Infrastruktur“ wurde dann auch zum Thema – die Angebote für Kinderbetreuung, Schul-, Spiel- und Sportplätze oder auch nur betreute und unbetreute Orte für Jugendliche sind in den Augen einiger Bürger/innen nicht ausreichend dimensioniert.
So hätten Vertreter/innen der Behörden und Politik im September in der Karl-Schneider-Halle zum Ausdruck gebracht, dass mit Hochdruck an Schulplätzen und Kita-Plätzen gearbeitet würde. Ein SPD-Vertreter nahm diesen Faden auf und antwortete heute den Bürgern/-innen, dass die Situation tatsächlich nicht einfach wäre. Im Hintergrund würden die Behörden jedoch an Lösungen arbeiten. Niemand würde die Infrastruktur-Probleme auf die leichte Schulter nehmen. Ein CDU-Vertreter ergänzte, dass noch in diesem Jahr laut Senatsangaben 300 Kita-Plätze in Farmsen-Berne kommen sollen. Dazu hier Informationen: https://www.sandrokappe.de/farmsen-berne-zwei-weitere-kitas-mit-ca-300-plaetzen-im-jahr-2023-geplant/
Eine Vertreterin des Gymnasiums Farmsen gab zu verstehen, dass das Schulsystem bisweilen überlastet war, es gab zeitweise auch keine Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK). Das heißt, neue Schüler/innen mit keinen oder rudimentären Deutschkenntnissen nahmen am Regelschulunterricht teil.
Eine Kita-Vertreterin sprach davon, dass ihre Kita dreimal so viele Anfragen hätte, wie die Kita aufnahmefähig ist. Es gäbe viel zu viel Bürokratie. Für Kids, die Deutsch noch nicht beherrschen, würden Übersetzungsgeräte genutzt. Mit den Kindern, die Geflüchtetenhintergrund haben, liefe es jedoch sehr gut.
Eine Vorständin des SC Condor erzählte, dass der Verein sich sehr engagiere und dafür 2017 auch den Integrationspreis des Hamburger-Fußball-Verbandes gewann. Mehr dazu hier: https://sccondor.de/preise-fuer-den-sc-condor/ und hier: https://www.dfb.de/fair-playgewaltpraevention/news/news-detail/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=173884&cHash=aeee83bb37d3e63bd29055c1fa2d414b Beim SC Condor würden sehr viele Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund Sport betreiben, auch viele Eltern würden mitmachen. Das Angebot wird also sehr gut genutzt und es gäbe regelmäßig großen Dank seitens der Kinder und Eltern.
Tom Hinzmann (SPD) wies darauf hin, dass sich auch die Initiative „Farmsen ist bunt“ regelmäßig treffen würde und dass jeder eingeladen wäre, zur nächsten Sitzung zu kommen. Der nächste Termin würde über den E-Mail-Verteiler der Stadtteilkonferenz Farmsen-Berne noch bekanntgegeben.
Eine Vertreterin des Open Hus Molly sprach noch einmal die Wiese Am Luisenhof/Tegelweg an, auf der momentan die Unterkunft gebaut würde. Die Wiese sei ein sehr beliebter Treffpunkt gewesen. Doch wir sollten diesen Fakt davon trennen, dass die Menschen, die in die Unterkunft einziehen, davon natürlich nichts wüssten und niemandem etwas wegnehmen wollen.
Das Molly würde gerne einen Wasserspielplatz errichten, in ganz Hamburg würden diese gebaut, in Farmsen-Berne scheitert es offenbar bisher an wenig vergabefreundlichen Behörden. Auch ein Häuschen im Tal des Molly-Geländes für Jugendliche ist eine Option. So einen überdachten Treffpunkt hätte es früher gegeben und es wäre schön, ließe sich diese Idee realisieren. Es würde in Farmsen-Berne allgemein zu wenig für Jugendliche getan. Sodann gab es den Vorschlag der anwesenden Politiker/innen, dies bspw. in den Sozialausschuss zu tragen.
Die nächste Stadtteilkonferenz wurde gemeinsam auf den 09.10.2023, 18:30 Uhr, terminiert. Sie findet wieder in der Ev. Kirchengemeinde am Bramfelder Weg 25b statt. Wie gehabt ist keine Anmeldung nötig und jede/r Interessierte/r ist eingeladen.