Ein kontroverses Thema bewegt derzeit die Stadt Hamburg: Der Einsatz von Saufängen zur Jagd auf Wildschweine im Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook hat zu einer hitzigen Debatte zwischen den Experten geführt. Während die Stadt auf die Prävention der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und die Notwendigkeit einer Reduktion der Wildschweinbestände verweist, bezeichnet der Deutsche Jagdverband (DJV) diese Methode als Tierquälerei und fordert einen sofortigen Stopp.
Die Stadt Hamburg sieht in der flächendeckenden Reduktion der Schwarzwildbestände eine dringende Maßnahme, um die Ausbreitung der ASP einzudämmen. Das Einfangen der Tiere mit Fallen und ihre anschließende Tötung seien notwendige präventive Maßnahmen. Ein Sprecher der zuständigen Behörde betonte, dass die ASP derzeit nur in Brandenburg und Sachsen aktiv sei. Der DJV hält dem entgegen und ist der Meinung, dass tierschutzgerechte Jagdmethoden ausreichen, um der ASP vorzubeugen.
Besonders kritisiert der DJV den Einsatz von Saufängen, da diese mit erheblichem, vermeidbarem Stress für die Wildschweine verbunden seien. Der Verband fordert, dass Einzelgenehmigungen für den Einsatz solcher Fallen auf wissenschaftliche Lehre, Forschung und akute Seuchenbekämpfung beschränkt bleiben sollten. Der DJV argumentiert zudem, dass das Thünen-Institut in Eberswalde bereits verschiedene Saufänge wissenschaftlich untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht habe. Daher seien ausreichend Erkenntnisse vorhanden, um den Einsatz der Saufänge zu beurteilen.
Ein weiteres Argument des DJV betrifft die Wildschweinpopulation in Hamburg. Laut dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) gibt es in Hamburg vergleichsweise wenige Wildschweine. Im Jahr 2019 meldeten über die Hälfte der Reviere kein Vorkommen. Im letzten Jagdjahr 2021/22 wurden nur 275 Wildschweine von Jägerinnen und Jägern erlegt, was die niedrigste Anzahl in ganz Deutschland ist.
Die CDU-Bezirksfraktion hat den sofortigen Stopp für den Einsatz von Saufängen im Duvenstedter Brook gefordert (Drs. 21-7196). Vielmehr sollte der Fokus weiterhin auf eine länderübergreifende Ansitzjagd und das Ermöglichen der Wildschweinjagd in der Nacht (wie auch in anderen Bundesländern möglich) liegen, um die Afrikanische Schweinepest (ASP) effektiv zu bekämpfen.
Im Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz der Bezirksversammlung Wandsbek haben SPD und Grüne nun einen Antrag beschlossen, der eine wissenschaftliche Untersuchung mit einem entsprechenden Gutachten fordert. Die entsprechende Beschlussvorlage wurde mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken und AfD in der Bezirksversammlung am 6.7.2023 angenommen. Der Einsatz von Saufängen soll entsprechend weiterhin möglich sein. Die CDU-Fraktion kritisiert dieses Vorgehen.
Dazu erklären die Mitglieder der CDU-Bezirksfraktion Christin Christ und Niclas Heins: „SPD und Grüne behalten den Status Quo trotz fachlicher Kritik bei. Anstatt kurzfristiger Lösungen und dem Abbau der Saufänge, sollen nun erst Gutachten erstellt werden. Dies wundert uns sehr, da der Einsatz von Saufängen ja angeblich bereits im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts erfolgt. Nun geht wieder viel Zeit verloren und die Saufänge werden weiter eingesetzt!“