Der Hamburger Senat sieht erneut keine fachliche Notwendigkeit für Nachpflanzungen in öffentlichen Grünanlagen, obwohl im Bezirk Altona erfolgreich über 2.000 Bäume nachgepflanzt wurden. Gleichzeitig werden Straßenbäume vernachlässigt, da die finanziellen Mittel für Nachpflanzungen begrenzt sind. Die CDU fordert eine Erhöhung der Haushaltsmittel und ein effektives Bewässerungskonzept, da das Baumdefizit aufgrund von Trockenstress und hohen Temperaturen zunehmend größer wird. Die Baumschule Lorenz von Ehren warnt vor den Folgen des Wassermangels und ruft zum aktiven Bewässern der Bäume auf.
Erneut teilt der Senat mit, dass sich für öffentliche Grün- und Erholungsanlagen aus der statistischen Auswertung von Baumfällungen und Baumnachpflanzungen kein fachlich begründeter Nachpflanzbedarf ableiten lässt, da es sich bei den Baumfällungen in Grünanlagen zum Großteil um Pflegemaßnahmen handelt.
In einer aktuellen Stellungnahme weist der Senat erneut darauf hin, dass aus der statistischen Auswertung von Baumfällungen und Baumnachpflanzungen in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen kein fachlich begründeter Bedarf für Nachpflanzungen abgeleitet werden kann. Es wird betont, dass es sich bei den meisten Baumfällungen in Grünanlagen hauptsächlich um Pflegemaßnahmen handelt.
Im Gegensatz dazu hat das Bezirksamt Altona im Altonaer Volkspark eine umfangreiche Nachpflanzung von Jungbäumen in Waldparkbeständen durchgeführt. Im Jahr 2022 wurden in den öffentlichen Grünflächen des Bezirks 1.030 Bäume gefällt und 3.076 Bäume nachgepflanzt. Dies bedeutet eine Zunahme von über 2.000 Bäumen allein in Altona. Dank dieser umfangreichen Nachpflanzungen wurden in Hamburg erstmals mehr als 1.000 Bäume in Grünanlagen nachgepflanzt als gefällt.
Im Bezirk Wandsbek wurde den Bürgern auf Nachfrage mitgeteilt, dass aufgrund begrenzter finanzieller Mittel keine Nachpflanzungen an Rückhaltebecken möglich sind. Es ist bedauerlich, dass der Senat bei der Nachpflanzung von Bäumen auf öffentlichem Grün spart. Dieses Problem ist auch bei den Straßenbäumen seit Jahren bekannt. Seit 2015 wurden mehr als 3.700 gefällte Straßenbäume nicht nachgepflanzt, obwohl viele Bezirksversammlungen mindestens eine 1-zu-1-Nachpflanzung beschlossen haben. Im Falle von Privatfällungen sind Bürgerinnen und Bürger verpflichtet, Ersatzpflanzungen vorzuweisen oder eine Ausgleichszahlung zu leisten. Unglücklicherweise gilt diese Verpflichtung nicht für die Stadt. Das Hauptproblem liegt auch hier in den begrenzten verfügbaren Mitteln.
Der Zustand der Straßenbäume in Hamburg bleibt besorgniserregend. Trotz jahrelanger Forderungen der CDU nach einer Erhöhung der Haushaltsmittel für die Nachpflanzung von Bäumen, haben die aktuellen Budgets keinen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Bezirksämter haben im Jahr 2022 durchschnittliche Pflanzkosten von 1.900 bis 3.600 Euro für Straßenbäume verzeichnet, wobei der rechnerische Mittelwert bei 2.563 Euro liegt (Drs. 22/11262, 8).
Angesichts der veranschlagten Haushaltsmittel von lediglich 500.000 Euro (22-12176, 6) können im Durchschnitt nur 195 gefällte Straßenbäume nachgepflanzt werden. Dies steht in starkem Kontrast zu den über 2.000 gefällten Straßenbäumen jährlich zwischen 2015 und 2021.
Die CDU setzt sich seit langem für eine Erhöhung dieser Haushaltsmittel ein, um den tatsächlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Leider hat die Koalition einen anderen Ansatz gewählt. Anstatt die Haushaltsmittel zu erhöhen, wurden für Pflanzungen und Standortsanierungen Sondermittel (Fraktionsantrag Drs. 22/10301 und Klimaplanmittel 2023) bereitgestellt. Selbst mit einem Gesamtbudget von 1.450.000 Euro und den Haushaltsmitteln können nur durchschnittlich 760 Straßenbäume nachgepflanzt werden.
Dieser Ansatz, jährliche Erfolgsmeldungen zu verkünden, während die Haushaltsmittel nicht ausreichend sind, ist der traurige Politikstil von rot-grün. Hamburg muss mehr tun, um die Nachpflanzung von Straßenbäumen zu gewährleisten und den Bedarf zu decken.
Sollte der Senat nicht endlich an einem Bewässerungskonzept arbeiten, wird das Baumdefizit von Jahr zu Jahr größer. Die anspruchsvollen hohen Temperaturen belasten immer mehr Bäume und führen zum Baumsterben.
Viele Bäume werfen derzeit infolge der Nachwirkungen der Wetterverhältnisse der letzten Jahre von Trockenstress Äste ab. Den daraus entstandenen Wassermangel, der mit häufigeren Niederschlägen nicht behoben werden kann, kann der Abwurf von Ästen in Grünanlagen, an Spielplätzen oder in Forstgebieten jederzeit und überall passieren. Dabei sind die Äste nicht zu erkennen, da diese Blätter weiterhin grün sind und mit ausreichend Wasser versorgt scheinen. Doch durch die viel zu lange Trockenphase ist der Wasserhaushalt des Baumes gestört.
Straßenbäume werden in der Regel nur bewässert, wenn sie in der Aufzuchtphase sind. Doch die Folgen des Klimawandels nehmen mittlerweile auch in Hamburg zu. Trockenphasen werden länger, die durchschnittlichen Temperaturen steigen und Regen kommt häufiger in großen Schüben. Das bedeutet eine unregelmäßige Aufnahme von Wasser für die Bäume und es folgt Trockenstress. Wir brauchen ein echtes Bewässerungskonzept. Dies hat die CDU-Fraktion bereits 2021 gefordert (Drs. 22/4243). Es bedarf zwar entsprechende Gelder, aber deutlich weniger, als wir derzeit für die abgestorbenen Bäume zahlen. Berlin und Bremen bewässern regelmäßig die Straßenbäume und haben dafür entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt. Hamburg sieht dies als nicht erforderlich an, obwohl u.a. die Bezirksversammlung Eimsbüttel und Altona bereits ein Bewässerungskonzept vom Senat eingefordert haben. Durch die Versäumnisse des Senats müssen die Bürgerinnen und Bürger jetzt aushelfen.
Die Baumschule Lorenz von Ehren empfiehlt in einer Mail vom 13.06.2023 allen Freunden die Bäume ausreichend zu gießen.
„Wir empfehlen bei langanhaltender Trockenheit die Bäume, je nach Bodenbeschaffenheit, folgendermaßen zu wässern:
Stammumfang 16-18 cm: 150 Liter Wasser pro Woche
Stammumfang 20-25 cm: 250 Liter Wasser pro Woche
Stammumfang 30-35 cm: 350 Liter Wasser pro Woche
Stammumfang 40-45 cm: 600 Liter Wasser pro Woche
Stammumfang 50-60 cm: 1000 Liter Wasser pro Woche
Stammumfang 70-80 cm: 1500 Liter Wasser pro Woche
Stadtbäume haben es bei Trockenheit besonders schwer und benötigen in solchen extremen Situationen ebenfalls unsere Hilfe, auch wenn sie bereits jahrelang an ihrem Standort stehen.
Bitte wässern Sie wie oben angegeben ausreichend und regelmäßig, die Gehölze werden es Ihnen mit ihrem positiven Einfluss auf den Klimawandel danken!
Die Bezirksversammlungen, etwa in Eimsbüttel oder Altona, haben den Senat bereits im vergangenen Jahr aufgefordert ein entsprechendes Bewässerungskonzept zu entwickeln. Werden die Bäume nicht ausreichend gewässert, so sterben sie ab.“
Die Kritik der Baumschule von Ehren teile ich. Wir müssen endlich unsere Bäume wässern. Wir brauchen die Bäume. Schließlich tragen Bäume zur Regulation des lokalen Klimas bei, indem sie Schatten spenden und die Umgebungstemperatur senken. Durch ihre Blätter und ihre Verdunstung kühlen sie die umliegende Luft und reduzieren die Hitzeinseln in städtischen Gebieten. Insbesondere im Sommer brauchen wir gesunde Bäume.
Hintergrund:
In Grün- und Erholungsanlagen beschränkt sich die Wässerung in Hamburg in der Regel auf Neupflanzungen während der Anwachsphase (Drs. 22/2406). Hingegen hält die Stadt Bremen für die Baumbewässerung seit Jahren spezielle Wasserfässer bereit, welche von Schleppern gezogen werden. Bei Neupflanzungen setzt die Stadt Bremen vermehrt neue Techniken ein (zum Beispiel in Form von Kunststoffringen, Installation von Baumbewässerungssäcken). Dem Berliner Senat ist es mit dem Doppelhaushalt 2020/2021 gelungen, den Bezirken für die regelmäßige Pflege der öffentlichen Straßenbäume, die die Bewässerung einschließt, zusätzliche Finanzmittel in Höhe von rund 15 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung zu stellen. In den letzten beiden Jahren hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz der Stadt Berlin den Bezirksämtern, aufgrund der großen Hitze und Trockenheit, Sondermittel für zusätzliche Wässerungen in Höhe von über 2,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Auch die Bezirke Altona und Eimsbüttel haben die jeweiligen Bezirksämter sowie die BUKEA aufgefordert, ein Bewässerungskonzept zu erstellen (vergleiche Altona BV-Drs. 21-1163 und Eimsbüttel BV-Drs. 21-1049).
Mit der BV-Drs. 21-1820 der Bezirksversammlung Altona empfiehlt das Bezirksamt Altona der Bezirksversammlung zu beschließen, dass die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft nach § 27 BezVG aufgefordert wird, ausreichend Mittel für die Unterhaltung der Straßenbäume zur Verfügung zu stellen. Die Mittel für den Unterhalt der Bäume sind aus der Sicht der Bezirke, entgegen der Behauptung der BUKEA, nicht auskömmlich. Damit kann eine ausreichende Bewässerung nicht gewährleistet werden.